Nobelpreis für Medizin geht an drei Immunforscher
Damit wir gesund bleiben, muss unsere Körperabwehr gefährliche Eindringlinge angreifen, veränderte Zellen abtöten und vieles mehr. Aber wie entscheidet das Immunsystem, was es angreift und was nicht? Die Forschung der drei Preisträger des diesjährigen Nobelpreises für Medizin beschäftigt sich damit, wie das Immunsystem Toleranz entwickelt.
Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi haben ergründet, wie regulatorische T-Zellen dafür sorgen, dass die Körperabwehr keine eigenen Strukturen attackiert. »Ihre Entdeckungen haben uns verstehen lassen, warum wir nicht alle schwere Autoimmunerkrankungen entwickeln«, sagt Olle Kämpe vom Nobelpreiskomitee.
Mary E. Brunkow, Jahrgang 1961, arbeitet als Senior Program Manager am Institute for Systems Biology, in Seattle, USA. Fred Ramsdell, Jahrgang 1960, ist Scientific Advisor für Sonoma Biotherapeutics in San Francisco, USA. Shimon Sakaguchi, Jahrgang 1951, forscht und arbeitet im Immunology Frontier Research Center der Osaka University in Japan.
Therapien gegen Autoimmunkrankheiten und Krebs
Sakaguchi entdeckte und beschrieb die sogenannten regulatorischen T-Zellen und widerlegte damit die zuvor verbreitete Annahme, dass Immuntoleranz nur durch einen Prozess im Thymus entsteht. Brunkow und Ramsdell entdeckten eine Mutation im Foxp3-Gen, die Mäuse sehr anfällig für Autoimmunkrankheiten macht. Veränderungen in einem ähnlichen Gen lösen bei Menschen ebenfalls eine schwere Autoimmunerkrankung aus. Wenig später wies Sakaguchi nach, dass das Foxp3-Gen entscheidend ist für die Entwicklung der von ihm entdeckten regulatorischen T-Zellen.
Die Entdeckungen der drei Forschenden können dazu beitragen, bessere Therapien gegen Autoimmunerkrankungen und Krebs zu entwickeln.
Die Nobelpreise gehen auf den schwedischen Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel zurück. Er veranlasste in seinem Testament, dass mit den Zinsen seines Vermögens Preise für diejenigen finanziert werden sollen, die der Menschheit im jeweils vorangegangenen Jahr in den Kategorien Physik, Chemie, Physiologie/Medizin, Literatur und Frieden den größten Nutzen gebracht haben.
Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun gegangen. Sie wurden damit für die Entdeckung der microRNA und ihre Rolle bei der Genregulierung geehrt.
Überreicht werden die Nobelpreise am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel. Dotiert ist die Auszeichnung in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) pro Kategorie.
Künstlerische Darstellung: Eine regulatorische T-Zelle hält Ausschau
Foto: Mattias Karlén / The Nobel Committee for Physiology or Medicine