Schlechte Kindheitserfahrungen können erwachsenen Hunden zu schaffen machen

Erfahrungen in der Kindheit prägen – das ist auch bei Hunden so. Aus vernachlässigten oder misshandelten Welpen und Junghunden könnten stärker zu Ängstlichkeit und Aggressivität neigende Tiere werden, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal »Scientific Reports« . Das sei vor allem bei bestimmten Rassen wie dem American Eskimo Dog so, einer in den USA verbreiteten, spitzähnlichen Rasse.

Für eine gute Sozialisierung sei entscheidend, dass ein Hund insbesondere in den ersten Lebenswochen positiven Umgang mit Menschen hat. Hunde durchlaufen in dieser Zeit eine entscheidende Phase mit schnellen körperlichen, verhaltensmäßigen und kognitiven Entwicklungen, wie die Forschenden um Julia Espinosa von der Harvard University in Cambridge erläutern. Störungen dieser Prozesse durch schlechte Aufzuchtbedingungen oder unzureichende mütterliche Fürsorge gelten demnach als Ursachen für spätere Verhaltensprobleme. Auch inkonsistente oder überfordernde soziale Interaktionen seien eine mögliche Ursache.

Schnappen, Beißen, Verstecken

Schon zuvor hätten Studien darauf hingewiesen, dass traumatische Erfahrungen in der frühen Welpenzeit ängstliche oder aggressive Verhaltensweisen fördern, schreibt die Gruppe um Espinosa. Die aktuellen Ergebnisse beruhen auf der Befragung der Besitzer von insgesamt mehr als 4000 Hunden aus 211 verschiedenen Rassen. Ein Drittel der Hunde wurde demnach in den ersten sechs Lebensmonaten misshandelt oder vernachlässigt.

Die Gruppe hat etwa die Reaktion der Tiere auf häufige Auslöser für aggressives und ängstliches Verhalten analysiert, etwa plötzliche, laute Geräusche oder Fremde, die sich der Haustür nähern. Typische Reaktionen waren Schnappen, Beißen, Zurückweichen oder Verstecken. Tiere, die in den ersten sechs Lebensmonaten Unangenehmes erlebt hatten, wiesen im Erwachsenenalter im Mittel merklich höhere Werte für Aggression und Angst auf. Andere Faktoren wie Geschlecht, Alter und Kastrationsstatus spielten ebenfalls eine Rolle, überstiegen den Einfluss der schlechten Erfahrungen aber nicht. Allerdings, schreiben die Forschenden, sei die Aussagekraft der Studie insofern begrenzt, als dass sie auf subjektiven Angaben der Besitzer beruhe.

Hunde von Rassen wie dem Labrador Retriever schienen mit Blick auf späteres aggressives Verhalten relativ unbeeindruckt von Widrigkeiten in der Jugendzeit zu bleiben, während es bei Vertretern anderer Rassen in der Studie einen deutlichen Zusammenhang gab. Dazu zählten American Eskimo Dog, American Leopard Hound und Siberian Husky. Das deutet den Forschenden zufolge darauf hin, dass vererbbare Faktoren mitbestimmen, wie sensibel ein Hund auf schlechte Erfahrungen in seiner Kindheit reagiert. Manche Rassen besäßen offenbar eine angeborene höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress.

American Eskimo Dog

Foto: Andres Kudacki / Getty Images

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