Er war der schillerndste Kämpfer, dann stürzte er ab. Nun hofft er auf Donald Trump

Es gibt Sportarten, von denen die meisten Leute nur wenig verstehen. Aber wenigstens das Gesicht eines Athleten ist bekannt. Golf und Tiger Woods zum Beispiel. Oder Schwimmen und Michael Phelps. Turnen und Simone Biles.

In diese Liga der Figuren, die irgendwann größer wurden als ihr Sport, gehört auch Conor McGregor. Der Ire ist der mit Abstand berühmteste Kämpfer im Mixed Martial Arts (MMA).

Einst machte sich McGregor einen Namen in der Ultimate Fighting Championship (UFC), der stärksten MMA-Serie der Welt. Er wurde Champion, und das in zwei Gewichtsklassen gleichzeitig. Für seinen Sport war McGregor ein Aushängeschild.

Comeback bei Donald Trumps 80. Geburtstag?

Heute ist McGregor 37 Jahre alt, sein Stern scheint verblasst. Sein bisher letzter Kampf war 2021. Der aktuellste Stand zu McGregor ist, dass er wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen der UFC für 18 Monate gesperrt wurde, rückwirkend beginnend im September 2024.

Auf den ersten Blick scheint die Sperre der letzte Akt in McGregors Karriere zu sein. Aber es könnte auch sein, dass die Pointe erst noch kommen wird.

Vor wenigen Wochen äußerte sich McGregor in einer Sendung des US-Senders Fox News zum geplanten UFC-Event auf dem Rasen des Weißen Hauses am 14. Juni 2026, dem 80. Geburtstag von US-Präsident Donald Trump. »Ich bin dabei«, tönte McGregor  und nannte auch schon seinen Wunschgegner: Michael Chandler aus den USA. Die beiden sollten bereits vergangenen Sommer kämpfen, ehe McGregor wegen eines Zehbruchs zurückzog.

»Er will diesen Kampf unbedingt«

Und tatsächlich scheint UFC-Boss und Trump-Kumpel Dana White nicht gerade abgeneigt, die wohl größte Bühne der UFC-Geschichte mit dem berühmtesten Kämpfer zu besetzen.

»Conor und ich reden die ganze Zeit«, sagte White bei Fox News, angesprochen auf eine mögliche Platzierung McGregors bei dem UFC-Event: »Er will diesen Kampf unbedingt. Wenn man ein Level erreicht hat wie Conor, muss man Dinge finden, die einen wirklich motivieren.«

McGregor, 1988 in Dublin geboren, kommt aus bescheidenen Verhältnissen. Als Jugendlicher begann er das Boxen, probierte weitere Kampfstile wie Karate und Kickboxen aus und landete so schließlich beim MMA, wo Techniken aus allerlei Disziplinen angewendet werden dürfen, ob im Stehen oder am Boden.

Seine Begabung lag schon immer im »Striking«, also dem Schlagen und Treten im stehenden Kampf. McGregor kämpft unkonventionell: Als Linkshänder ist er für viele Rechtshänder schwer zu antizipieren. Im offenen Kampf steht er oft in einer leicht abgewandten karateartigen Haltung und setzt seine präzisen Attacken mit teils seltsamem Timing. Am liebsten lauert er auf gegnerische Fehler wie ein Konterboxer.

Der Goldesel der UFC

McGregors Stil ist nicht nur ansehnlich, sondern auch erfolgreich. 2013 debütierte er in der Königsklasse des MMA, nur zwei Jahre später wurde er unangefochtener Champion im Federgewicht. Damals besiegte er die brasilianische Legende José Aldo nach nur 13 Sekunden. Bis heute ist dies der UFC-Rekord für den schnellsten Knockout in einem Titelkampf. 2016 gewann McGregor auch den Gürtel im Leichtgewicht und krönte sich zum ersten simultanen Champion zweiter Gewichtsklassen.

Den rasanten Aufstieg hatte McGregor aber nicht nur seinen Händen und Füßen zu verdanken.

Noch schlagfertiger als im Käfig war er der provokante Ire, wenn er ein Mikrofon bekam. Politisch unkorrekt, manchmal auch lustig fielen McGregor zahllose Sprüche ein, die im Internet viral gingen. Die dadurch generierte Aufmerksamkeit war der UFC ein großer Anreiz, McGregors Bekanntheit weiter zu befeuern.

McGregor erreichte so seinen Zenit, sportlich wie auch kommerziell. Alle wollten gegen ihn kämpfen, weil er Zuschauer anzog und damit die Kampfgagen hochschnellen ließ.

Er selbst suchte aber den größtmöglichen Jackpot und wechselte für einen einzigen Kampf die Sportart. In einem groß vermarkteten Boxkampf trat McGregor 2017 gegen Floyd Mayweather Jr. an, verlor durch technisches K.-o., nahm laut Medienberichten aber rund 130 Millionen US-Dollar ein. Außerdem vertrieb McGregor mittlerweile erfolgreich einen eigenen Whiskey.

Aber in dieser Zeit verlor er die Kontrolle.

Der folgende MMA-Kampf gegen den Russen Khabib Nurmagomedov 2018 wurde zur Schlammschlacht. Nach einer heftigen Niederlage sank McGregors sportliches Standing. Und abseits des Sports wurde es hässlich.

Vergewaltigungsvorwürfe und politische Ambitionen

Schon in den Jahren zuvor hatte McGregor immer wieder in verschiedenen Ländern das Gesetz gebrochen. Im März 2019 wurde durch einen Bericht der »New York Times« eine Ermittlung wegen Vergewaltigungsvorwürfen bekannt. In Irland verlor er ein Berufungsverfahren in einem Zivilprozess und muss der Klägerin rund 248.000 Euro zahlen. McGregor bestreitet bis heute die Vorwürfe.

Wenn der Ex-Champion seitdem in den Schlagzeilen war, dann meist wegen weiterer Klagen.

Mehrfach wurde dem verheirateten McGregor sexuelle Gewalt vorgeworfen. Er prügelte sich in Pubs, Hotels, Nachtclubs und auf Luxusjachten. Dass er 2021 seine bislang zwei letzten Kämpfe verlor, geriet nahezu zur Randnotiz. Vor Gericht gestand McGregor vergangenes Jahr Kokainkonsum.

Trotz all der Fehltritte und Turbulenzen blieben seine Ambitionen gewaltig: Er wollte Präsident Irlands werden und bekam dafür sogar die Unterstützung von Elon Musk. Erst vor Kurzem verkündete McGregor, dass er sich nach »sorgfältigen Überlegungen« aus dem Präsidentschaftsrennen zurückziehen werde.

Zu McGregors politischen Programm gehörte vor allem auch eine schärfere Linie gegen Immigranten.

Im März dieses Jahres hatte McGregor anlässlich des St. Patrick’s Days noch das Weiße Haus besucht, wo er in einer Rede gegen Immigration in Irland wetterte. Eingeladen war McGregor von Donald Trump höchstpersönlich, der den Iren als »inspirierend« pries.

Der gefallene Kämpfer und der US-Präsident, womöglich bekommt die Geschichte des Conor McGregor noch einen unverhofften Höhepunkt.

Conor McGregor beim Wiegen vor seinem UFC-Titelkampf im Leichtgewicht 2016

Foto: Michael Reaves/ Getty Images

Floyd Mayweather Jr. gegen Conor McGregor: Politisch unkorrekt

Foto: Isaac Brekken/ AP

Conor McGregor bei einem UFC-Kampf 2023

Foto: Patrick T. Fallon / AFP

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