Jan Marsalek soll österreichische Staatsbürgerschaft verlieren

Dem flüchtigen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek droht der Verlust seiner österreichischen Staatsbürgerschaft. Das Innenministerium in Wien prüft einen entsprechenden Antrag zur Entziehung, wie es mitteilte. Grund dafür seien Berichte der vergangenen Wochen über Marsaleks Aktivitäten in Russland.

Sie hätten eine »akribische und umfassende Prüfung« notwendig gemacht, berichtet der »Kurier« unter Berufung auf das Ministerium. Eine umfassende Untersuchung in enger Kooperation mit der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) wurde nach Behördenangaben eingeleitet.

DER SPIEGEL hatte vor wenigen Wochen aufgedeckt , wie Marsalek mit seiner Freundin Tatjana Spiridonowa in Russland lebt und als Agent für die Regierung in Moskau arbeitet. Fotos zeigen ihn auch in Uniform samt russischem Kriegssymbol Z.

Entzug der Staatsbürgerschaft bei Spionage möglich

Marsalek stammt aus Wien, war früher mal Wirecard-Manager in Aschheim bei München und wird in Deutschland wegen des milliardenschweren Betrugsfalls rund um den Ex-Dax-Konzern mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er gehörte bis zur Insolvenz im Sommer 2020 dem Vorstand an. Marsalek gelang nach dem Zusammenbruch von Wirecard die Flucht mit einem Privatjet nach Russland, wo er spektakulär untertauchen konnte.

Ein Entzug der Staatsbürgerschaft ist in Österreich unter anderem möglich, wenn eine Person im Dienst eines fremden Staates den Interessen oder dem Ansehen Österreichs schadet, etwa durch Spionage. Weitere Gründe sind der Eintritt in den Militärdienst eines anderen Staates, der freiwillige Kampf für organisierte bewaffnete Gruppen im Ausland oder eine rechtskräftige Verurteilung wegen bestimmter Terrorismusdelikte.

Im Fall von Wirecard soll die Chefetage jahrelang Scheinbuchungen unternommen haben, um an Kredite zu gelangen. Die Konzernabschlüsse mehrerer Jahre sollen manipuliert worden sein, es entstand im Unternehmen ein Schaden in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro. Wegen des Zusammenbruchs steht der frühere Vorstandschef Markus Braun seit 2022 in München vor Gericht, er bestreitet alle Vorwürfe.

Lesen Sie hier die SPIEGEL-Titelstory: Der Spion, der in die Kälte ging 

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