Verschollenes Gemälde aus Berliner Nazibordell wieder aufgetaucht

In Berlin ist das lange verschollen geglaubte Ölgemälde der »Madame« Kitty Schmidt wieder aufgetaucht. Schmidt, die mit bürgerlichem Namen Kätchen Emma Sophie Schmidt hieß, betrieb während des Zweiten Weltkriegs den »Salon Kitty«. Um das Bordell in Berlin-Charlottenburg ranken sich vielerlei Legenden, dort sollen auch prominente Nazis ein und aus gegangen sein. Vor allem aber kam Jahre nach dem Krieg das Gerücht auf, die Prostituierten hätten dort auf Geheiß der SS ausländische Diplomaten ausgehorcht.

Der »Salon Kitty« war jedenfalls so beliebt, dass der Betrieb sogar nach einem englischen Bombentreffer weiterging, man zog einfach ins Erdgeschoss um. Sogar das Ende des Krieges überstand das Bordell, es machte erst 1954 zu, als Kitty Schmidt selbst starb.

In den Räumen hing auch ein Porträt von Schmidt, das seit Jahren als verschollen galt. Die Autoren des Buches »Kittys Salon« fahndeten bereits seit geraumer Zeit nach dem Gemälde. »Von Fotos wussten wir immer, dass das Gemälde existiert und nicht mehr in Familienbesitz war«, sagte Autorin Julia Schrammel dem »Berliner Kurier« . »Ich habe damals beinahe alle Auktionshäuser und Antiquitätenhändler in Berlin angeschrieben.« Schließlich fanden es die beiden in Spandau. Dort hing es 24 Jahre lang im Wohnzimmer einer Frau, die das Gemälde in einem Trödelladen gekauft hatte. Wer das Porträt gemalt hat, ist bisher nicht bekannt. Das soll nun ein Experte herausfinden, ebenso das Entstehungsjahr.

Das Gemälde war übrigens nicht immer verschollen, in Rosa von Praunheims Dokumentarfilm »Meine Oma hatte einen Nazipuff« von 1994 ist das Bild zu sehen. Das Etablissement war außerdem Thema eines weiteren Dokumentarfilms im Jahr 2004, noch bekannter ist allerdings der Erotikfilm »Salon Kitty« aus dem Jahr 1975 mit Helmut Berger, Ingrid Thulin und Teresa Ann Savoy in den Hauptrollen. Der Film enthielt dermaßen viel Nazisymbolik, dass er in Deutschland nur in stark gekürzter Fassung gezeigt werden konnte.

Der Eingang des Gebäudes in Berlin-Charlottenburg

Foto: Sammlung Richter / picture alliance

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