Was macht einen Helden aus?

1. Der Held von Bondi Beach

Der Mann der Stunde heißt Ahmed al-Ahmed, ist 43 Jahre alt, hat zwei kleine Töchter. Das Geld für die Familie verdient er mit einem Obstladen, den er in Sydney betreibt. Manchmal machen ihm seine Knie zu schaffen. Vor wenigen Monaten hatte die Familie allen Grund zu feiern: Ahmed konnte seine Eltern nach Australien holen, aus seinem Heimatland Syrien, das er seit 2006 nicht mehr besucht hatte.

Jetzt hat die Welt allen Grund, ihn zu feiern. Denn Ahmed al-Ahmed ist jener Mann im weißen T-Shirt, den Sie aus dem Video kennen, das in den vergangenen 24 Stunden über Millionen große und kleine Bildschirme flackerte: Zwischen parkenden Autos stürmt er auf einen der Attentäter am Bondi Beach los, packt ihn von hinten und entreißt ihm das Gewehr. Nach allem, was bekannt ist, hat Ahmed verhindert, dass es noch mehr Tote bei dem antisemitischen Anschlag gab (hier mehr zu den Opfern ).

Dann geriet er selbst ins Visier. Der zweite Angreifer habe aus der Ferne auf Ahmed geschossen, sagte dessen Cousin meinem Kollegen Mohannad Alkhalil Alnajjar. Vier Schüsse trafen demnach Ahmed, er sei an der Schulter verletzt worden und müsse wohl mehrfach operiert werden, sei aber in einem stabilen Zustand.

Offenbar wollte Ahmed gerade mit einem Freund einen Kaffee trinken, als er die Schüsse hörte. In so einem Moment die Flucht zu ergreifen, ist menschlich. In so einem Moment den Täter anzugreifen, als Familienvater mit wackeligen Knien, ist heldenhaft.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Der Obsthändler, der dem Attentäter die Waffe entriss .

2. Großes KI-No

In Deutschland wurde kürzlich die »KI-Ära« als Wort des Jahres ausgerufen. Der wichtigste US-Wörterbuchverlag ist da einen Schritt weiter und hat jetzt »slop« gewählt, was soviel heißt wie »mit KI erzeugter Schrott« (hier mehr).

Jede Gagschreiber-KI kommt dann schnell auf die Pointe, dass menschliche Dummheit reicht, um jede Menge Schrott zu erzeugen, ganz ohne künstliche Intelligenz. Je nach Prompt kommt man dann auf den AfD-Abgeordneten, gegen den die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat wegen eines Hitlergrußes im Bundestag (hier mehr).

Oder auf die IT-Panne zu »Geisterlehrerstellen«. Im Juni hatte sich herausgestellt, dass das baden-württembergische Kultusministerium jahrelang mehr als tausend Lehrerstellen nicht besetzt hatte – unwissentlich und obwohl das Geld dafür im Haushalt eingeplant war. Seit heute liegt der Bericht einer Arbeitsgruppe vor, die den Skandal aufklären sollte. Und damit sind die Gemüter alles andere als besänftigt. Der baden-württembergische Realschullehrerverband teilte mit, ihm bleibe angesichts der Ergebnisse »die Spucke weg«.

  • Hier mehr dazu: IT-Panne zu »Geisterlehrerstellen« größer als gedacht – Kritiker fordern Untersuchungsausschuss

3. Der Macher der besten Romcom

Mit dem linearen Fernsehen stirbt die treffsicherste Methode, zeitlos-brillante Filme zu identifizieren. Kein Streaming-Algorithmus funktioniert so gut, wie der Zapping-Test: Bleiben Sie beim Durchschalten an einem Film hängen, den Sie schon drei/sechs/neunmal gesehen haben, obwohl Sie gerade bei Kabel Eins, Vox oder RTL2 gelandet sind? Bingo, Meisterwerk!

Der Regisseur Rob Reiner produzierte immer wieder Filme, die den Zapping-Test mit einer Leichtigkeit bestehen wie Sheldon Cooper das Physik-Rigorosum: Wer bei »Stand by Me«, »Eine Frage der Ehre«, »Harry & Sally« weiterschaltet, hat kein Herz und keinen Geschmack.

Jetzt ist Rob Reiner in seinem Haus in Los Angeles tot aufgefunden worden, zusammen mit seiner Frau, der Fotografin Michele Singer Reiner. Er wurde 78 Jahre alt, sie 68. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus, der Sohn der beiden wurde festgenommen (hier mehr dazu).

Mein Kollege Lars-Olav Beier sagt über Reiner: »Selbst wenn er nur ›Harry und Sally‹ gedreht hätte, würde man sich vor ihm verneigen – es ist eine der schönsten romantischen Komödien, die Hollywood hervorgebracht hat.« Wetten, sie kommt heute irgendwo im Spätprogramm?

  • Lesen Sie hier mehr: Der Meister des Aberwitzes 

Was heute sonst noch wichtig ist

  • EU startet Luftbrücke nach Darfur: Im Sudan tobt ein brutaler Bürgerkrieg, die Region ist für Helfer unzugänglich. Nun schickt die EU per Luftbrücke Zelte, Wasserfilter und Medikamente.

  • Spahn verteidigt Maskenpolitik während der Pandemie: Ex-Gesundheitsminister Spahn steht wegen der Beschaffung von Masken während der Pandemie unter Druck und muss vor der Enquete-Kommission im Bundestag auftreten. Nun hat er sein Vorgehen öffentlich gerechtfertigt.

  • DRV stellt Barauszahlung der Rente ein: Für eine kleine Gruppe von Rentnern fällt mit Ablauf des Jahres ein lange geltender Sonderweg weg: die Barauszahlung der Rente. Bei fehlender Kontoverbindung droht eine Auszahlungspause.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen: Das sind die Knackpunkte bei den Ukrainegesprächen in Berlin

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in Berlin, um über einen möglichen Friedensschluss zu verhandeln. Gibt es in den zentralen Streitpunkten eine Annäherung? Die wichtigsten Punkte finden Sie hier . Und die Pressekonferenz mit Kanzler Merz sehen Sie hier.

Was heute weniger wichtig ist

Gelbwirksamkeit: US-Schauspielerin Lindsay Lohan, 39, hat dem wohl berühmtesten Schnullerkind ihre Stimme geliehen, nämlich Maggie in der aktuellsten »Simpsons«-Folge. Das gelbe Baby spricht äußerst selten. In einer Folge aus dem Jahr 1992 sagte sie das Wort »Papa«, als niemand anderes in der Nähe war. Vater Homer hatte zuvor gesagt: »Ich hoffe, du sagst nie ein Wort.« Damals kam ihre Stimme von Schauspielerin Elizabeth Taylor – die wiederum von Lindsay Lohan 2012 in dem Drama »Liz & Dick« gespielt wurde. Auf Instagram freute sich Lohan, »Teil dieser ikonischen Familie zu sein«.

Mini-Hohl

Hier finden Sie den ganzen Hohl.

Cartoon des Tages

Und heute Abend?

Sie könnten...

  • ...einen Film gucken, vielleicht »Harry und Sally« . (Siehe oben.)

  • ...etwas kochen, vielleicht Semmelknödel mit Rahmpilzen (hier geht es zum Rezept ).

  • ...mit dem iPhone-Entzug anfangen und trotzdem erreichbar bleiben (hier steht, wie es geht).

Ihnen einen schönen Abend und eine entspannte Vorweihnachtszeit. Herzlich

Ihr Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion

Eine Aufnahme zeigt Ahmed al-Ahmed, wie er einem der Täter die Waffe entreißt

Foto: Agenzia Fotogramma / ZUMAPRESS.com / picture alliance

Schüler im Klassenraum (Symbolbild): »Wir hätten die Lehrkräfte dringend gebraucht«

Foto: Sebastian Willnow / dpa

Regisseur Reiner 1989 in Manhattan: Sinn für Humor, Gespür für Talente

Foto:

Erica Berger / Newsday RM / Getty Images

Präsident Selenskyj, Kanzler Merz: Ringen um jeden Spiegelstrich

Foto: Guido Bergmann / German government press office / EPA
Foto: [M] DER SPIEGEL; Fox / Everett Collection / IMAGO; Wiktor Szymanowicz / Anadolu / picture alliance

Von Quelle des Hohls einfügen

Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

Foto:

Klaus Stuttmann

Szene aus »Harry und Sally«

Foto: EntertainmentPictures / IMAGO

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