Spielte der IS eine Rolle beim Anschlag von Australien?

1. War der IS treibende Kraft beim Terror von Australien?

Ein 24-jähriger Australier erzählte seiner Mutter, er wolle mit seinem Vater zum Angeln nach Jervis Bay fahren. Tatsächlich mieteten beide jedoch eine Unterkunft in Campsie, einem Vorort von Sydney. Am Sonntag fuhren sie von dort in einem silbernen Auto nach Bondi Beach und eröffneten das Feuer auf eine Gruppe feiernder Jüdinnen und Juden. Mindestens 15 Menschen starben, über 40 wurden teils schwer verletzt. Der 50-jährige Vater wurde von der Polizei erschossen, sein Sohn liegt schwer verletzt im Koma.

Die Täter, Sajid und Naveed A., gelten als Verantwortliche für die schwerste Terrorattacke in Australiens jüngerer Geschichte. Inzwischen werden immer mehr Details zu der monströsen Tat bekannt (hier mehr dazu ). Sajid war seit 1998 im Land, besaß sechs registrierte Waffen und einen seit zwei Jahren gültigen Waffenschein. Naveed, in Australien geboren, war 2019 bereits kurzzeitig im Visier des Inlandsgeheimdienstes Asio wegen Kontakten zu mutmaßlichen IS-Anhängern, ist damals aber nicht als gefährlich eingestuft worden.

Premierminister Anthony Albanese erklärte, die Tat scheine durch die Ideologie des sogenannten Islamischen Staates motiviert zu sein. Im Auto der Täter wurden Sprengstoff und selbst gebastelte IS-Flaggen gefunden, berichtet meine Kollegin Anna-Lena Abbott, SPIEGEL-Redakteurin mit Sitz in Sydney. Zudem waren Vater und Sohn kürzlich auf den Philippinen, wo sie laut Medienberichten militärisches Training erhalten haben sollen. Ahmed al-Ahmed hat einen der Attentäter am Bondi Beach entwaffnet. Heute wurde bekannt, dass ein weiterer mutiger Mann sich den Angreifern entgegenstellte. Er bezahlte dafür mit dem Leben (hier mehr dazu).

Die Hintergründe des Anschlags und mögliche Versäumnisse der Sicherheitsbehörden werden derzeit untersucht.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Eine Reise auf die Philippinen, eine Angeltrip-Lüge und zwei IS-Flaggen 

2. Trump verhöhnt ermordeten Rob Reiner

Nach einem Kommentar von US-Präsident Donald Trump zum Tod des Regisseurs Rob Reiner und dessen Ehefrau Michele zeigen sich sowohl Gegner als auch Anhänger Trumps empört. In einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social deutete Trump an, Reiners Anti-Trump-Haltung könne bei dessen Tod eine Rolle gespielt haben. Der 79-Jährige bezeichnete den Filmemacher zudem als »geistig behindert« und sprach von einem »Trump-Verwirrungs-Syndrom« (hier mehr dazu).

Reiner galt als scharfer Kritiker Trumps und hatte ihn bereits 2017 als »geistig ungeeignet« und »unqualifiziertesten Präsidenten« bezeichnet. Für seine Äußerungen zum Tod des Regisseurs wurde Trump auch in den eigenen Reihen scharf verurteilt. Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie nannte Trumps Reaktion »respektlos und unangebracht«, die Parteikollegin Marjorie Taylor Greene betonte, es handle sich um eine Familientragödie, nicht um Politik.

Auch Prominente reagierten empört. Schauspieler Patrick Schwarzenegger sprach von einer »abscheulichen Aussage«, Moderatorin Whoopi Goldberg kritisierte Trumps Ton und dessen Angriff auf Kritiker des erschossenen Aktivisten Charlie Kirk. »Haben Sie kein Schamgefühl?« Unterdessen kursiert ein altes Kirk-Zitat von 2016: »Man kann viel über einen Menschen sagen, wenn man sieht, wie er reagiert, wenn jemand stirbt.«

Man kann auch viel über Menschen sagen, wie sie reagieren, wenn ihnen Berichte missliebig sind. Für Trump gilt: Er klagt. Der Politiker brachte nun seine Verleumdungsklage gegen die BBC im Bundesstaat Florida auf den Weg. Er fordert bis zu zehn Milliarden US-Dollar (8,6 Milliarden Euro) Entschädigung von dem Sender (hier mehr dazu). Doch es dürfte ihm nicht ums Geld gehen, sondern darum, Medien einzuschüchtern und mundtot zu machen.

  • Lesen Sie hier mehr: US-Präsident erntet massive Kritik für Kommentar zu getötetem Regisseur Rob Reiner

3. Kampfabstimmung unter Christdemokraten

Für CDU-Chef und Kanzler Friedrich Merz steht am Freitag eine heikle Abstimmung an: Die Mitgliederversammlung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) wählt ihre neue Spitze. Nach dem Rückzug des langjährigen Vorsitzenden Norbert Lammert treten zwei prominente Bewerber gegeneinander an – Merz’ Favorit Günter Krings, derzeit Vizechef der Unionsfraktion, und Ex-CDU-Chefin und Merkel-Vertraute Annegret Kramp-Karrenbauer. Damit droht erstmals in der Geschichte der KAS eine Kampfabstimmung (lesen Sie hier mehr ).

Ein Sieg Kramp-Karrenbauers wäre eine empfindliche Niederlage für Merz, der schon 2018 im Rennen um den CDU-Vorsitz gegen sie verloren hatte. Unter den 52 Wahlberechtigten befinden sich zahlreiche CDU-Granden, Minister, Abgeordnete sowie Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft – die Mehrheitsverhältnisse gelten als unklar. Beobachter kritisieren, Merz habe sich zu wenig um Mehrheiten bemüht, was ins Muster früherer parteiinterner Rückschläge passe.

Krings gilt als erfahrener Innenpolitiker, aber wenig bekannt außerhalb der Partei. Kramp-Karrenbauer bringt Erfahrung als frühere Ministerpräsidentin und Verteidigungsministerin mit und wäre die erste Frau an der KAS-Spitze.

Die Stiftung gilt als Denkfabrik der CDU, verwaltet 230 Millionen Euro und beschäftigt über 1400 Mitarbeitende. Ob Merz selbst an der Abstimmung teilnehmen kann, ist offen – sein Terminplan mit einem EU-Gipfel in Brüssel könnte eine pünktliche Rückkehr verhindern. Hinter den Kulissen laufen intensive Gespräche, ein Rückzug eines der Kandidaten gilt jedoch als unwahrscheinlich.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Die nächste Machtprobe für Merz 

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Pistorius zögert bei Frage nach deutschen Soldaten in der Ukraine: Sicherheitsgarantien für die Ukraine: Kanzler Merz und weitere europäische Staats- und Regierungschefs schlagen eine multinationale Truppe vor. SPD-Verteidigungsminister Pistorius sieht noch viele offene Fragen.

  • Brigitte Macron bedauert Beleidigung von Feministinnen: Frankreichs Präsidentengattin hat eine Gruppe Feministinnen in einem privaten Gespräch verunglimpft. Nun zeigt sich Brigitte Macron reumütig, verteidigt aber ihr Recht auf »völlig unangemessenes« Verhalten im Privaten.

  • Mann soll Joggerin in den Schritt gegriffen haben – und gerät an Polizistin: Ein 30 Jahre alter Mann in Fürth schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein – und belästigte mutmaßlich eine Joggerin. Die stellte sich aber als Polizistin in Zivil heraus.

Meine Lieblingsgeschichte: Stolz und Urteil

Im vergangenen Sommer war ich im britischen Bath. Abgesehen davon, dass der ganze Stadtkern wirkt wie ein Museum, bot sich in diesem Jahr ein ganz besonderes Bild: Überall Reminiszenzen an Jane Austen. Bath feiert das ganze Jahr den 250. Geburtstag der Autorin, die fünf Jahre in der Stadt nahe dem Bristol-Kanal lebte. Ein Spaziergang war wie eine Zeitreise in die Regency-Ära. Meine Kollegin Anja Rützel, ausgewiesene Royals- und Austen-Expertin, hat sich in Bath umgetan und eine launige Reportage über die Anhängerinnen dieser Epoche geschrieben. »Dass so viele Frauen so tief in Austens Welt einsteigen, hat womöglich auch damit zu tun, dass sie in ihrer Literatur Räume schuf, in denen weibliche Erfahrung ernst genommen wird«, schreibt Anja.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Die Welt unter der Haube 

Was heute weniger wichtig ist

Auf Trab: Dressurreiterin Lisa Müller, 36, ist in die CSU eingetreten. Die Sportlerin, die mit Fußballstar Thomas Müller verheiratet ist, absolvierte erst vor Kurzem ein Praktikum bei der Präsidentin des bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU). Ein Amt oder ein Mandat strebt Müller vorerst nicht an. »Mir hat das Praktikum dort sehr gut gefallen, und ich konnte viele spannende Eindrücke und Erfahrungen gewinnen. Das alles hat mich in meiner Entscheidung bestärkt.«

Mini-Hohl

Hier finden Sie den ganzen Hohl.

Cartoon des Tages

Und heute Abend?

Könnten Sie ins Kino gehen und sich die Komödie »Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße« ansehen. Es ist der letzte Film des Regisseurs Wolfgang Becker, der drei Wochen nach Ende der Dreharbeiten starb. Im Film tauchen viele Schauspielerinnen und Schauspieler auf, die Becker ihre Karriere zu verdanken haben: Charly Hübner, Christiane Paul, Jürgen Vogel, Daniel Brühl.

»Der Stoff schien wie gemacht für Becker, der in seinen Filmen immer wieder ganz normale Menschen in Zusammenhänge geraten ließ, von denen sie überfordert werden«, schreibt mein Kollege Lars-Olav Beier in seiner Rezension .

Ich wünsche Ihnen einen vergnüglichen Abend. Herzlich

Ihr

Janko Tietz, Leiter des SPIEGEL-Nachrichtenressorts

Polizeieinsatz in Bonnyrigg: »Es ist die extreme Perversion des Islam, die zu diesen katastrophalen Folgen geführt hat«, sagt Albanese

Foto:

Jeremy Piper / AAP / dpa

US-Präsident Trump im Oval Office

Foto:

Alex Brandon / AP

Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz (im Juni 2019): Dem Kanzler droht Ungemach

Foto: Wolfgang Kumm/ DPA

Kostümierte Austen-Fans lassen sich im englischen Bath vor Austen-Blumenschmuck fotografieren

Foto: Peter Flude / NYT / Redux / laif

Lisa Müller mit Ilse Aigner, der Präsidentin des bayerischen Landtags

Foto: Lennart Preiss / dpa

Benachrichtigung der »Navigator«-App der Deutschen Bahn

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Thomas Plaßmann

Darstellende Paul, Hübner in »Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße«: Scharfsinnig, romantisch, bewegend

Foto: Frédéric Batier / X Verleih AG / dpa

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