Kommen Spermien und Eizellen bald aus dem Labor?

Laut einem Bericht der britischen Zeitung »The Guardian« werden Wissenschaftler möglicherweise bald in der Lage sein, lebensfähige menschliche Geschlechtszellen im Labor zu entwickeln. Katsuhiko Hayashi, ein renommierter Entwicklungsgenetiker der Universität Osaka, erklärte der britischen Zeitung , dass sein Team innerhalb der nächsten sieben Jahre fähig sein könnte, aus Haut- oder Blutzellen Spermien und Eizellen zu erzeugen. Dieses Verfahren, bekannt als »In-vitro-Gametogenese« (IVG), könnte die Fortpflanzungsbiologie revolutionieren und neue Möglichkeiten für Menschen schaffen, Kinder zu bekommen – unabhängig von Alter oder Fruchtbarkeit.

Internationaler Wettlauf

Neben Hayashis Team treiben auch andere Forschergruppen die Entwicklung voran. Dazu gehört ein Team der Universität Kyoto sowie das kalifornische Start-up »Conception Biosciences«, das unter anderem von OpenAI-Gründer Sam Altman finanziert wird.

»Ich fühle ein bisschen Druck. Es fühlt sich an wie in einem Wettlauf«, sagte Hayashi vor seinem Vortrag auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für menschliche Reproduktion und Embryologie (ESHRE) in Paris.

Wissenschaftliche Grundlage: Von Hautzellen zu Geschlechtszellen

Das Verfahren »In-vitro-Gametogenese« basiert auf der Umprogrammierung von Haut- oder Blutzellen zu Stammzellen, die anschließend in Keimzellen – die Vorläufer von Spermien und Eizellen – umgewandelt werden. Diese Zellen reifen in laborkultivierten Organoiden, die die biologischen Signale nachahmen, die in einem natürlichen Organismus auftreten.

Obwohl bereits Erfolge in der Züchtung von Mausspermien und -eizellen erzielt wurden, bleibt die Entwicklung lebensfähiger menschlicher Geschlechtszellen eine Herausforderung. Ein zentrales Problem ist das Risiko genetischer Mutationen.

In Deutschland und Großbritannien wären laborkultivierte Geschlechtszellen nach geltendem Recht nicht für Fruchtbarkeitsbehandlungen zugelassen. Experten betonen, dass umfangreiche Tests notwendig seien, bevor die Technologie für den klinischen Einsatz in Betracht gezogen werden kann.

Neue Reproduktionsmedizin im Labor: Risiken noch unklar

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In-vitro-Gametogenese: Verfahren zur Umwandlung von Zellen

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