"Schwerer Unfall" bei Stapellauf von Zerstörer in Nordkorea
Das neue Kriegsschiff der nordkoreanischen Marine ist 5000 Tonnen schwer und kann mit taktischen Atom-Raketen bestückt werden. Beim Stapellauf kippt der Zerstörer jedoch um. Machthaber Kim ist erbost über die operative Nachlässigkeit seiner Kommandeure.
In Nordkorea ist es Staatsmedien zufolge bei einer feierlichen Zeremonie für einen neuen Zerstörer der nordkoreanischen Marine zu einem schweren Unfall gekommen. Wie die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete, ereignete sich "ein schwerer Unfall durch einen Gleichgewichtsverlust", als ein neuer 5000 Tonnen schwerer Zerstörer in der östlichen Hafenstadt Chongjin vom Stapel gelassen wurde. Dem südkoreanischen Militär zufolge kippte das Schiff um und lag seitwärts im Wasser.
Laut KCNA waren "unerfahrene Kommandeure und operative Nachlässigkeit" für den Unfall verantwortlich. Bei dem Missgeschick seien "einige Teile des Bodens des Kriegsschiffs zerdrückt" worden. Kim Jong Un bezeichnete den Vorfall laut KCNA als "kriminellen Akt, der durch absolute Nachlässigkeit verursacht wurde" und der "nicht toleriert werden" könne. Die "unverantwortlichen Fehler" der zuständigen Beamten würden Thema bei der nächsten Vollversammlung des Zentralkomitees der Partei sein.
Das südkoreanische Militär erklärte, Nordkorea habe um die Zeit der ersten Berichterstattung über den fehlgeschlagenen Stapellauf mehrere Marschflugkörper von einem Gebiet südlich des Hafens aus abgefeuert. Details wurden zunächst nicht bekannt. Das Militär teilte weiter mit, die Geheimdienste Südkoreas und der USA hätten die Vorbereitungen für den Stapellauf beobachtet.
Das auf Nordkorea spezialisierte US-Analyse-Zentrum 38 North berichtete vergangene Woche, dass das Schiff seitlich zu Wasser gelassen werden sollte. Ein Längsstapellauf - mit dem Heck voran - sei vielleicht nicht möglich, weil der Werftkai keine Neigung aufweise, so 38 North. Militäranalysten zufolge ist in Nordkorea bisher nicht beobachtet worden, dass Kriegsschiffe mit dem nun gescheiterten Querstapellauf zu Wasser gelassen wurden.
Im April war im Hafen von Nampho im Westen Nordkoreas ebenfalls im Beisein von Kim ein Kriegsschiff ähnlicher Größe vom Stapel gelaufen. Diese 5000-Tonnen-Zerstörer sind die bislang größten Kriegsschiffe des Landes. Sie sind Teil der Bemühungen Kims, die nordkoreanische Flotte durch Schiffe zu stärken, die mit Dutzenden von Raketen bestückt werden können.
Nordkorea-Experten zufolge kam die Bekanntgabe des jüngsten Vorfalls ungewöhnlich früh, zumal das abgeschottete Land Fehlschläge mitunter überhaupt nicht öffentlich einräumt. In der Vergangenheit sind zwar derartige Vorkommnisse bekanntgeworden - wie beispielsweise gescheiterte Starts von Trägerraketen oder auch Naturkatastrophen. Sie wurden dann aber für die Propaganda genutzt, indem die Rolle der Führung in Pjöngjang bei der Lösung der Probleme hervorgehoben wurde.
Pjöngjang Verbündeter Russlands
Das diplomatisch weitgehend isolierte Nordkorea strebt nach eigenen Angaben den Besitz von Nuklearwaffen an, um Bedrohungen durch die USA und ihre Verbündeten, darunter Südkorea, entgegenzuwirken. Die beiden Koreas befinden sich technisch gesehen weiterhin im Krieg, da der Konflikt zwischen 1950 und 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete.
Die Beziehungen zwischen beiden Ländern befinden sich derzeit an einem Tiefpunkt. Kim hatte Südkorea im vergangenen Jahr als "Hauptfeind" bezeichnet. Nordkorea führt regelmäßig Waffentests aus und verstößt damit gegen UN-Resolutionen.
Die USA und Südkorea werfen Nordkorea zudem vor, Russland mit der Entsendung von mehr als 10.000 nordkoreanischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Pjöngjang hatte im April erstmals die Entsendung von Truppen nach Russland bestätigt. Analysten zufolge erhofft Kim sich im Gegenzug fortschrittliche Technologie von Moskau sowie Kampferfahrung für seine Soldaten.