Trump erwägt Reise in den Nahen Osten
Seit Montag verhandeln Israel und die Hamas indirekt über ein Ende des Gaza-Krieges. Die Anzeichen, dass es Fortschritte gibt, mehren sich. So sehr, dass US-Präsident Trump eine Reise in den Nahen Osten plant.
Hoffnung auf ein baldiges Ende des Gaza-Krieges und die Freilassung der Geiseln: US-Präsident Donald Trump, über dessen Friedensplan Israel und die Hamas derzeit in Ägypten verhandeln, plant nach eigenen Angaben eine Reise in die Region. Er werde am Ende der Woche "möglicherweise" in den Nahen Osten reisen, sagte Trump vor Journalisten in Washington. Ägyptischen Medienberichten zufolge wurden die Gespräche am dritten Tag in Folge fortgesetzt. Zuletzt hatten sich die Anzeichen für Fortschritte bei den Verhandlungen gemehrt.
"Wir werden sehen, aber die Chancen stehen gut", sagte Trump vor Journalisten in Washington hinsichtlich seiner bevorstehenden Reise und fügte hinzu, dass dies "vielleicht schon am Sonntag" der Fall sein könnte. "Die Verhandlungen verlaufen sehr gut", sagte er. Trump sagte weiter, er habe soeben mit Vertretern aus dem Nahen Osten telefoniert, wo sein Sonderbeauftragter Steve Witkoff und sein Schwiegersohn Jared Kushner gerade zu Gesprächen in Ägypten eingetroffen seien. "Wenn alles so bleibt, werden wir wahrscheinlich am Sonntag, vielleicht auch schon am Samstag, abreisen", sagte Trump.
Dem ägyptischen Sender Al-Kahere News zufolge hat die neue Gesprächsrunde am Abend begonnen. Ägyptische Staatsmedien hatten zuvor Aufnahmen von Kushner und Witkoff gezeigt, wie sie zu den Gesprächen vorfuhren.
Ägyptens Staatschef: Ermutigende Signale
Israel und die islamistische Palästinenserorganisation Hamas verhandeln seit Montag indirekt über den von Trump vorgelegten Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs. Trumps Plan sieht unter anderem die Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln, die Entwaffnung und politische Entmachtung der Hamas sowie einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor. Die Gespräche finden im Schatten des zweiten Jahrestags des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 statt.
Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi sprach von "sehr ermutigenden" Signalen aus Scharm el-Scheich, wo die Gespräche stattfinden. Der ägyptische Präsident lobte Trump für seinen 20-Punkte-Plan und lud ihn nach Ägypten ein. Witkoff und Kushner seien mit "einem starken Willen, einer starken Botschaft und einem starken Mandat von Präsident Trump zur Beendigung des Kriegs in dieser Verhandlungsrunde" angereist, sagte al-Sisi.
Al-Kahera News berichtete zudem, dass der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, ein enger Berater des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, anwesend sei. Auch Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani wollte sich in die Verhandlungen einschalten. Eine türkische Delegation wird von Geheimdienstchef Ibrahim Kalin angeführt. Katar fungiert nicht zuletzt wegen seiner engen Beziehungen zur Hamas-Spitze neben Ägypten und den USA als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan pflegt enge Kontakte zur Hamas - nach Angaben seines Büros sagte er, Trump habe ihn darum gebeten, die Hamas davon zu "überzeugen", seinen Gaza-Plan zu akzeptieren.
Israelische Medien: Geiseln könnten Samstag oder Sonntag freikommen
Israelische Medien berichteten unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten, dass beide Seiten am Donnerstag oder Freitag eine Vereinbarung schließen könnten. Danach könnten die Geiseln freigelassen werden. Dies könne frühestens am Samstag oder zu Beginn der kommenden Woche geschehen.
Der Sender CNN berichtete, Israel gehe davon aus, dass die Hamas möglicherweise nicht in der Lage sei, alle toten Geiseln im Gazastreifen zu finden und zu übergeben. Demnach ist sich die israelische Regierung bewusst, dass die Hamas möglicherweise den Aufenthaltsort einiger der 28 toten Geiseln nicht kennt oder deren Leichen nicht bergen kann. Einer Quelle zufolge handelt es sich um sieben bis neun Personen, eine andere Quelle spricht von zehn bis 15 Personen.
Israel geht davon aus, dass von den 48 im Gazastreifen verbliebenen Geiseln nur noch 20 am Leben sind. Die Hamas hat die Geiseln als entscheidenden Faustpfand in den Verhandlungen zur Durchsetzung eigener Ziele betrachtet - wie beispielsweise ein Ende des Gaza-Kriegs.
Hamas übergibt Namensliste mit Gefangenen
Die Hamas äußerte sich derweil "positiv" über den Verlauf der Verhandlungen. "Die Vermittler unternehmen große Anstrengungen, um alle Hindernisse für die Umsetzung der Waffenruhe aus dem Weg zu räumen, und unter allen Parteien herrscht Optimismus", sagte der ranghohe Hamas-Vertreter Taher al-Nunu der Nachrichtenagentur AFP. Die Hamas erklärte später, dass sich auch Vertreter der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad, die ebenfalls einige der Geiseln in ihrer Gewalt hat, sowie die linksextremistische Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) den Verhandlungen anschließen würden.
Mit entscheidend für die Verhandlungen dürften die Namen der palästinensischen Häftlinge sein, auf deren Freilassung die Hamas drängen wird. Nach Angaben des Hamas-Vertreters al-Nunu übergab die Islamisten-Organisation der israelischen Seite eine entsprechende Liste. Darunter ist laut Al-Kahera News auch der wegen Mordes und seiner Mitwirkung an der Planung von zahlreichen Anschlägen zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilte Fatah-Politiker Marwan Barghuti.
Laut Trumps Plan soll die Hamas künftig bei der Verwaltung des Gazastreifens keine Rolle mehr spielen. Die islamistische Palästinenserorganisation besteht allerdings auf einem Mitspracherecht. Auf die Forderung nach ihrer kompletten Entwaffnung hat sie bislang nicht reagiert. Der Chefunterhändler der Hamas, Chalil al-Hajja, verlangte von Trump und den Vermittlern "Garantien" für ein Ende des Kriegs im Gazastreifen.