Die Ressourcen für 2025 sind aufgebraucht. Ab morgen lebt die Menschheit auf Pump

Die Menschen haben die natürlichen Ressourcen der Erde, die rechnerisch für das Jahr 2025 zur Verfügung stehen, bereits am Donnerstag aufgebraucht. Ab diesem Zeitpunkt verbrauchen die Menschen weltweit mehr Ressourcen, als die Erde in einem Jahr erneuern kann. Diesen sogenannten Erdüberlastungstag berechnet die Organisation Global Footprint Network jährlich.

»Das zeigt: Unser aktuelles Wirtschafts- und Konsumverhalten überlastet die Erde und gefährdet unsere Zukunft – und zwar immer noch zunehmend«, teilt die Naturschutzorganisation WWF mit. Donnerstag, der 24. Juli, markiere den Punkt, an dem die Menschen ökologisch betrachtet auf Pump und auf Kosten künftiger Generationen leben, so der WWF.

Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist es nicht nur der Tag, ab dem Menschen für das übrige Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald beanspruchen, als rechnerisch zur Verfügung stehen. Zugleich werde weitaus mehr CO₂ ausgestoßen, als Wälder und Ozeane aufnehmen können.

Deutschland schadet der Erde besonders stark

Der BUND mahnt: »Zum Beispiel fällen wir zu viele Bäume, produzieren zu viel Fleisch und versiegeln zu viele Flächen. Besonders Industriestaaten wie Deutschland leben deutlich über ihre Verhältnisse und zerstören auf diese Weise unsere natürlichen Lebensgrundlagen.«

Würden alle Menschen so leben wie die Menschen in Deutschland, wäre der Erdüberlastungstag dem Global Footprint Network zufolge bereits am 3. Mai gewesen. Der BUND fordert daher »rasche Maßnahmen von der Bundesregierung, um den Ressourcenverbrauch deutlich zu senken«.

Olaf Brandt, Vorsitzender des BUND, sagte: »Wir verschwenden unsere Ressourcen, als gäbe es kein Morgen. Wir übernutzen unser Wasser, unsere Böden und unsere Wälder. Die katastrophalen Folgen unseres Wirtschaftens wie Starkregen, Überschwemmungen und Trockenheit zeigen sich weltweit und auch bei uns immer deutlicher.« Das System, in dem wir leben, komme immer mehr an seine Grenzen. Seit Anfang der Siebzigerjahre, als der Erdüberlastungstag Ende Dezember lag, ist er im Kalender weit nach vorn gerückt.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), ein wissenschaftliches Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung, betonte zuletzt die Notwendigkeit einer »absoluten Einsparung im Energieverbrauch« und einer »genügsameren Ressourcennutzung«. Die Berechnungen des Global Footprint Network sind allerdings auch nicht unumstritten. Alternative Studien  kommen zu dem Ergebnis, dass es einen Erdüberlastungstag in der Form nicht gibt.

Wie können mögliche Lösungen aussehen?

Dem BUND zufolge gibt es zahlreiche mögliche Lösungsansätze: »Mit besseren Mehrwegsystemen verbrauchen wir weniger Verpackungen und Plastik. Durch gutes Design halten unsere Elektrogeräte länger und sie sind leichter zu reparieren«, sagte der Vorsitzende Brandt.

Das Global Footprint Network hat zudem mehrere Maßnahmen analysiert, die den Erdüberlastungstag jeweils um eine berechnete Zeit nach hinten verschieben könnten:

  • Erhöhter CO₂-Preis von etwa 95 Euro pro Tonne (in Deutschland derzeit bei 25 Euro pro Tonne) → 63 Tage

  • Erneuerbare Energien ausbauen, sodass 75 Prozent des Stroms damit erzeugt werden (derzeit weltweit 39 Prozent) → 26 Tage

  • Autofahrten um 50 Prozent reduzieren → 13 Tage

  • Die Verschwendung von Lebensmitteln halbieren → 13 Tage

Wie der Erdüberlastungstag errechnet wird

Den Erdüberlastungstag errechnet das Global Footprint Network, indem es analysiert, wie viele standardisierte Flächeneinheiten etwa für Essen, Holz, die Aufnahme des menschengemachten CO₂ sowie Straßen und Häuser der Menschen nötig sind.

Es bezieht zudem im Gegenzug die Kapazität der Erde ein, Ressourcen aufzubauen sowie Müll und Emissionen aufzunehmen. Ähnlich wie bei Schätzungen des Bruttoinlandsprodukts sind diese Daten nicht vollkommen präzise. Die früheren Ergebnisse werden jährlich mit den neuesten Daten und weiteren Verfeinerungen aktualisiert, sodass sich die Erdüberlastungstage der vergangenen Jahre nachträglich verschieben können.

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