Wissenschaftlerin räumt ein, doch keine Schattenwölfe erschaffen zu haben
Die leitende Wissenschaftlerin der US-Biotechnikfirma Colossal Biosciences, Beth Shapiro, hat eingeräumt, doch keine ausgestorbenen Schattenwölfe zum Leben erweckt zu haben. Sie widerspricht damit früheren Aussagen ihres Start-ups. »Es ist nicht möglich, etwas zurück zum Leben zu bringen, das identisch zu einer Art ist, die einst lebte«, sagte Shapiro dem britischen Wissenschaftsportal »New Scientist «. »Unsere Tiere sind geklonte Grauwölfe mit 20 Änderungen.«
Im April hatte das Unternehmen weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt, als es mitteilte, dass es erfolgreich Schattenwölfe geklont habe. Schattenwölfe sind seit etwa 13.000 Jahren ausgestorben und bekannt aus der Erfolgsserie »Game of Thrones«.
Widersprüchliche Aussagen
In einer Mitteilung verkündete Colossal Biosciences damals die »Wiedergeburt des einst ausgestorbenen Schattenwolfs« und präsentierte drei Tiere mit den Namen »Romulus«, »Remus« und »Khalesi«. Die Forschung sei ein wichtiger Schritt, um das Aussterben weiterer Arten rückgängig zu machen, hieß es damals.
In der Fachwelt stieß die Mitteilung auf breite Skepsis . Die Firma hatte für die Klone nicht das vollständige Erbgut des Schattenwolfs genutzt, sondern mithilfe von Gentechnik die DNA heute lebender Wölfe verändert. So sollten die Tiere Merkmale von Schattenwölfen bekommen, etwa ein dichteres Fell. »Die US-Forschenden haben den Wolf manipuliert, aber nicht den Schattenwolf wiederhergestellt«, sagte damals etwa Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg.
Einen ausführlichen Artikel zur angeblichen Wiedergeburt des Schattenwolfs lesen Sie hier .
Die Evolutionsbiologin und Firmenforscherin Shapiro erklärte nun, man habe von Beginn an gesagt, dass es sich nicht um Schattenwölfe handele. »Umgangssprachlich werden sie Schattenwölfe genannt«, sagte sie, »und das regt Leute auf.« Der Biologe Richard Grenyer von der Universität in Oxford sieht eine »ernsthafte Unstimmigkeit« zwischen dieser Aussage und dem PR-Material des Unternehmens, sagte er dem »New Scientist«.
Die Pressemitteilung der Firma aus dem April trägt die Überschrift: »Colossal kündigt die erste De-Extinction der Welt an: Geburt von Schattenwölfen«. »Wired« zitierte Shapiro damals zudem mit den Worten: »Wenn wir uns dieses Tier ansehen, und es sieht aus wie ein Schattenwolf und verhält sich wie ein Schattenwolf, dann werde ich es als Schattenwolf bezeichnen.«
Shapiro distanzierte sich nun auch davon, dass weniger für den Schutz gefährdeter Arten getan werden müsse, wenn man sie wieder zum Leben erwecken könne. Die Technik ihres Unternehmens werde »plötzlich mit der Idee verknüpft, dass wir uns nicht kümmern müssen. Das ist schrecklich«, sagte sie. Auf der Website von Colossal Biosciences wird weiterhin suggeriert , die Auferstehung ausgestorbener Spezies sei eine Antwort auf das Artensterben.
Angeblicher Schattenwolf an einem unbekannten Ort in den USA
Foto: Colossal Biosciences / REUTERS