Mehrheit spricht sich für höhere Fleischsteuer aus – wenn es dem Tierwohl hilft

Der Großteil der Menschen in Deutschland befürwortet einer Umfrage zufolge eine höhere Steuer auf Fleisch, wenn die Mehreinnahmen dem Tierwohl zugutekommen. Wie die Verbraucherorganisation Foodwatch am Freitag mitteilte, begrüßen 36 Prozent der Befragten dies »sehr«, 34 Prozent sprechen sich »eher« dafür aus.

Wie aus der Umfrage hervorgeht, lehnen 17 Prozent der Befragten eine höhere Fleischsteuer eher ab, auch wenn diese Einnahmen für die Förderung einer tierwohlgerechten Haltung verwendet werden. Elf Prozent sind stark dagegen.

94 Prozent gaben an, ihnen sei Tierschutz in der Landwirtschaft grundsätzlich wichtig.

»Die Mehrheit der Menschen ist bereit, mehr Geld für eine bessere Tierhaltung auszugeben«, deutete Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann die Umfrage. Er forderte den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) auf, schnell entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen.

Rainer hatte Ende April, noch bevor er Minister war, in einem Interview höhere Steuern auf Fleisch abgelehnt. »Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass keine Steuererhöhungen durchgeführt werden. Daran werde ich mich als zukünftiger Minister halten«, sagte er der »Bild«  damals. Fleischpreise mache nicht er, sondern der Markt. Umweltschützer sowie Politiker von Grünen und SPD kritisierten die Äußerungen.

Der Foodwatch-Umfrage zufolge finden 54 Prozent der Menschen in Deutschland eine tierwohlgerechte Haltung in landwirtschaftlichen Betrieben »sehr wichtig«, weitere 40 Prozent »eher wichtig«. Insgesamt sechs Prozent hingegen betrachten sie als »eher« oder »völlig unwichtig«.

Das Meinungsforschungsinstitut Verian befragte im Auftrag von Foodwatch zwischen dem 14. und 16. Mai 1001 Menschen ab 14 Jahren in Deutschland. Den Angaben zufolge ist die Umfrage repräsentativ.

Das Thema Tierwohl spielt auch im Handel eine wichtige Rolle. Supermärkte und Discounter werben teils offensiv damit.

So hat etwa Aldi eine neue Sortierung seiner Waren angekündigt. Statt wie bislang üblich sollen die Fleischwaren nicht mehr nach Tierart, sondern nach Haltungsform angeordnet werden. Kundinnen und Kunden sollen so »noch einfacher zwischen den Haltungsformen unterscheiden können«, begründet der Discounter die Neuerung.

Verbraucherschützer sehen den Fokus auf Haltungsformen kritisch. Die entsprechende freiwillige Kennzeichnung des Handels ist kein unabhängiges Tierwohl-Label. Lesen Sie hier mehr dazu .

Zudem gibt es auch in sogenannten Tierwohl-Ställen laut der Tierrechtsorganisation Ariwa Missstände. Dem SPIEGEL und dem ZDF-Politmagazin »frontal« liegen verdeckte Aufnahmen aus schweinehaltenden Betrieben vor, die auf Missstände auf Höfen hinweisen .

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