Wie Sie diesen Winter Ihre Heizkosten in den Griff bekommen
Kaum ist der Weltklimagipfel beendet, schneit es in Berlin. Und kaum schneit es in Berlin, stellt man sich die bange Frage: Wie ist das eigentlich mit den Kosten für die Heizung in diesem Winter? Viele Nachbarn haben Heizkostenabrechnungen bekommen mit erheblichen Nachzahlungsforderungen. Und manche fragen sich: Wie voll sind eigentlich die deutschen Gasspeicher?
Halbvolle Gasspeicher
Fangen wir mit der letzten Frage an. Die Gasspeicher waren Ende November nur zu gut 70 Prozent gefüllt, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Die Branche beruhigt, und das Bundeswirtschaftsministerium erklärt, man sei ja gar nicht mehr so abhängig von Russland, das meiste Gas komme inzwischen aus Norwegen und über LNG-Terminals in Deutschland, aber auch im belgischen Zeebrügge. Das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit, denn an den LNG-Terminals in Zeebrügge wird fleißig auch russisches LNG vermarktet. Und die EU-Nachbarländer Ungarn, Tschechien und die Slowakei hängen nach wie vor an russischem Gas. Die können wir in einem kalten Winter ja nicht erfrieren lassen.
Hohe Heizungsrechnungen
Aber die Heizkostenabrechnungen für den vergangenen Winter, warum sind die eigentlich so hoch? Einfache Antwort: Die Preisbremsen, die 2023 die Preise für Gas (12 Cent pro Kilowattstunde) und Fernwärme (9,5 Cent pro Kilowattstunde) bremsten, gelten seit 2024 nicht mehr, und die höheren Standardpreise vieler Anbieter schlagen auf die Jahresabrechnung für 2024 durch, die viele Mieter jetzt auf den letzten Drücker noch erhalten.
Beim Gas, mit dem fast die Hälfte der deutschen Haushalte beheizt wird, hatten clevere Verbraucher aber immerhin Ausweichmöglichkeiten. Der Wechsel zu einem günstigen Gasanbieter hat mindestens kurzfristig die Schmerzen gelindert. Preise unter zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh) waren fast in der ganzen Republik erreichbar. Auch wenn sogar diese günstigen Angebote noch doppelt so teuer sind wie vor dem Ukrainekrieg. Wechseln können aber natürlich nur die Betreiber der Heizung, also Eigentümer, Vermieter und Mieter mit einer Gasetagenheizung.
Dem Monopol ausgeliefert – Fernwärmekunden
So richtig weh tun die Preise hingegen aktuell bei der Fernwärme. Dort sind die Rechnungen 2024 nach Wegfall der Preisbremsen oft um Hunderte oder bei großen Wohnungen gar über tausend Euro gestiegen. Und das ist ein politisches Paradoxon. Fernwärme, so suggerieren die Regierenden seit Jahren, sei die einfache Lösung bei der Wärmewende. Und technisch stimmt das auch. Der Kunde kann sich zurücklehnen, muss keine eigene Heizung betreiben. Ganze Kommunen können so geplant auf zukunftssichere Heizenergie umgestellt werden. Wenn der Kraftwerkspark vom Anbieter selbst auf Öko umgestellt wird. Dummerweise haben die Fernwärmeanbieter (oft Stadtwerke) aber in den vergangenen Jahren einfach hohe Preise beibehalten.
Das heißt, die längerfristig vermeintlich einfache Lösung ist derzeit für Kunden eine besonders teure Lösung. Und weil Fernwärme eine Monopolangelegenheit ist, gibt es nicht einmal die Möglichkeit, zur günstigeren Konkurrenz zu wechseln. Fernwärmekunden sind diesen hohen Preisen hoffnungslos ausgeliefert. Wie hoch die Preise sind, kann man seit diesem Frühjahr auf der Preistransparenzwebseite der Verbände BDEW, VKU und AGFW nachlesen . Die Liste zeigt für den Oktober 2025 gerade mal zwei von Hunderten Kommunen, deren Preise für Fernwärme in Miethäusern unter den 9,5 Cent pro kWh liegen.
Hunderte Versorgungsgebiete liegen deutlich darüber, die höchsten vier alle in Brandenburg bei über 30 Cent pro kWh, also mehr als dem Dreifachen des Garantiepreises von 2023.
Im Mittel liegen die Preise laut einer Erhebung des Verbraucherzentrale Bundesverbands von fast 600 Wärmenetzen übrigens bei 17 Cent, in jedem vierten Wärmenetz sogar bei über 20 Cent.
Wer mit Öl heizt, muss spekulieren
Und dann gibt es immer noch das Viertel der Haushalte, das mit Öl heizt. Diese Leute sind quasi gezwungen zu spekulieren. Denn sie kaufen einmal im Jahr oder noch seltener mehrere Tausend Liter Heizöl und müssen hoffen, dass sie den richtigen Einkaufszeitpunkt erwischt haben. Die Preise schwanken stark und erreichten während der Krise 2022 auch schon mal über zwei Euro pro Liter Heizöl. Das waren dann für den Tank mit 3000 Litern schlappe 6000 Euro. Die Ölpreise werden von Kriegen wie in der Ukraine oder in Gaza, von Krisen wie im Nahen Osten oder festgefahrenen Tankern im Suezkanal getrieben, waren zuletzt aber auf eher niedrigem Niveau .
Was tun! Kurzfristig …
Gaskunden mit eigener Heizung
Sie sind noch in der Grundversorgung? Dann suchen Sie sich jetzt einen neuen günstigen Anbieter. Die Grundversorger haben zwar zum Teil für Januar schon günstigere Preise 2026 angekündigt. Aber auch die günstigeren Grundversorger können normalerweise nicht mit den besten Marktpreisen konkurrieren . Ein solcher Wechsel lohnt sich auch, wenn Sie einer von Millionen Mietern mit einer Gasetagenheizung sind.
Gaskunden ohne eigene Heizung
Sprechen Sie Ihren Vermieter/ Ihre Hausverwaltung an. Machen Sie auf das große Sparvolumen aufmerksam, zum Beispiel auf den Rechner von »Finanztip «, und bitten Sie darum, dass sich der Vermieter kümmert. Gesetzlich heißt es immerhin, der Vermieter soll sich um eine wirtschaftliche Lösung bemühen, aber zwingen können Sie ihn kaum.
Heizölkunden
Wenn der Tank noch nicht voll ist, machen Sie ihn jetzt voll, der Preis ist gerade vergleichsweise günstig. Machen Sie aber vor dem Bestellen unbedingt einen Preisvergleich. Zehn Cent Unterschied pro Liter sind locker drin zwischen preiswerten und teuren Anbietern. Zehn Cent Unterschied, das spart bei 3000 Liter Heizöl schon 300 Euro. Je nach Angebot und Region gibt es sogar Preisspannen von bis zu 1000 Euro .
Fernwärmekunde, egal ob Eigentümer oder Mieter
Sprechen Sie mit dem Fernwärmeanbieter und Ihrem Heizungsmonteur. Oft können Sie die Anschlussleistung für Ihre Fernwärme verringern und damit im Zweifel viel Geld sparen.
Die Anschlussleistung bestimmt, welchen Anteil an den Investitionen im Kraftwerkspark des Anbieters Sie bezahlen müssen. Sie wird häufig zu groß gewählt, weil alle anderen Beteiligten außer Ihnen kein Interesse an einer kleinen Anschlussleistung haben und Ihnen die Sparchance gar nicht vermittelt haben .
Natürlich können Sie auch noch einfach klassisch Heizenergie sparen (hier finden Sie acht Tipps , für die Sie nicht einmal Eigentümer oder Betreiber der Heizung sein müssen).
Und trotzdem: Achten Sie als Fernwärmenutzer auch auf den Preis pro Kilowattstunde. Den finden Sie auf Ihrer Abrechnung als Leistungspreis. In Berlin steht er bei knapp 18 Cent, fast doppelt so hoch wie der Preis mit Preisbremse im Jahr 2023. In einigen Brandenburger Kommunen liegt er noch einmal doppelt so hoch bei 36 Cent, also fast viermal so viel wie bei der Preisbremse. Versorger ist dort die EWE Vertriebs GmbH, die am Ende vor allem niedersächsischen Kommunen gehört. Im Ruhrpott sticht die Stadt Castrop-Rauxel durch besonders teure Fernwärme (23 Cent/kWh) hervor, hier heißt der Versorger Uniper, eine Firma, die zu 99 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehört.
Wenn Ihr Fernwärmemonopolist besonders teuer ist, sind Sie jetzt politisch gefragt. Häufig ist Ihr Anbieter ein Stadtwerk mit den Granden Ihrer Stadt in den Aufsichtsratsgremien. Rütteln Sie an Stühlen und sorgen Sie dafür, dass die Ratsherren und -frauen für sinkende Preise beim Monopolisten kämpfen.
Sollten Sie unglücklicherweise in Castrop-Rauxel im Ruhrgebiet wohnen, wo die 99-prozentige Staatsfirma Uniper Eigentümerin des Fernwärmeunternehmens ist, wenden Sie sich direkt an das Bundeswirtschaftsministerium und machen Sie dort Ihrem Unmut über die teuerste Fernwärme von NRW Luft. Uniper zahlt seinen Aufsichtsräten immerhin jeweils 70.000 Euro im Jahr, dem Vorsitzenden sogar 210.000 Euro. Es schadet nicht, wenn Sie auch die Landesregierung in Düsseldorf über den Vorgang informieren.
Öl und Gasheizung, mittel- und langfristig
Tauschen Sie Ihre Heizung aus. Bei Gas- und Ölheizungen können Sie meist zu einer Wärmepumpe wechseln .
Das sollte auf Dauer das Heizen deutlich preiswerter machen. Fossile Energieträger werden wegen der steigenden CO2-Abgaben dafür immer teurer . Beim Gas kommt hinzu, dass die Kosten für das Leitungssystem pro Kopf steigen, wenn immer weniger Kunden mit Gas heizen. Einzelne Kommunen wie Mannheim haben schon die Abschaltung ihres Leitungssystems terminiert .
Lange Winterabende eignen sich wunderbar für Recherchen nach der für Sie besten Lösung , nach regionalen Energieberatern und den günstigen Angeboten für die Umstellung.
Das gilt in diesem Winter besonders, wenn Sie in einer Kommune mit über 100.000 Einwohnern wohnen. Dann muss Ihre Stadt nämlich schon 2026 eine eigenen Wärmeplanung für alle Haushalte vorlegen . Diese Wärmeplanung ist noch ganz unverbindlich, kann Ihnen aber einen Eindruck geben, in welche Richtung sich die Kommune bewegen möchte: Mehr Fernwärme, mehr Wärmepumpen oder doch Biogas?
Nach Ihrer ganzen Vorarbeit wissen Sie, dass Sie entweder schnell die eigene Wärmepumpe einbauen können oder – wenn die Wärmepumpe bei Ihnen partout nicht geeignet ist – Sie sich jetzt auf die Lokalpolitik konzentrieren sollten. Ihr Ziel: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Fernwärmemonopolist Ihnen künftig eine gutes und nicht ein viel zu teures Angebot macht.
Viel Erfolg und bis dahin ziehen Sie die Decke hoch.
Heizkörper in Berlin: Fernwärmekunden haben es beim Sparen schwer
Foto: Karl Heinz Spremberg / picture alliance / CHROMORANGESchornsteigerfeger auf dem Dach: Mit einer Wärmepumpe können Sie sich das sparen
Foto: Fotostand / Wassmuth / picture alliance