Trumps Handelskrieg kennt fast nur Verlierer
Die Politik von US-Präsident Trump schadet massiv der amerikanischen Wirtschaft. Aber auch die Volkswirtschaften anderer Länder werden in Mitleidenschaft gezogen. Das zeigt sich auch an den Finanzmärkten.
Das Schlimme an den Zöllen sind nicht sie selbst, sondern das ständige Hin und Her. Die am sogenannten Liberation Day Anfang April verhängten zum Teil drastischen Strafzölle hob Trump gerade einmal eine Woche später wieder auf - zumindest für 90 Tage. Es bleiben also nur noch wenige Wochen, damit die USA mit anderen Ländern "Deals" für einen aus Trumps Sicht fairen Handel vereinbaren.
Das wird sicherlich nicht mit allen Handelspartnern gelingen. Außerdem gilt das Moratorium nicht für China, für das bislang Importzölle von bis zu 145 Prozent verhängt wurden. Angeblich laufen zwar im Hintergrund Verhandlungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Ob es hier tatsächlich zu einer Einigung kommt, bleibt aber abzuwarten.
Dass ein Ende der Zolldebatte kaum in Sicht ist, zeigt der jüngste Vorstoß des erratischen US-Präsidenten. Anfang Mai ermächtigte Trump nach eigenen Angaben das US-Handelsministerium, "sofort mit der Einführung eines 100-prozentigen Zolls auf alle Filme zu beginnen, die in unser Land kommen und im Ausland produziert werden", so der US-Präsident wörtlich. Er wolle, dass Filme wieder in Amerika gemacht werden, schrieb er auf seiner Online-Plattform Truth Social. Ob es tatsächlich dazu kommt, auch das muss sich erst noch zeigen.
Große Verunsicherung
Mit diesem Hü und Hott macht Trump es amerikanischen, aber auch ausländischen Unternehmen mehr oder weniger unmöglich, auch nur mittelfristig zu planen. Dies dürfte dazu führen, dass Investitionsentscheidungen aufgeschoben werden. Auch bei den Konsumenten sorgt Trump mit seiner sprunghaften Politik für ein hohes Maß an Unsicherheit. Dies zeigt sich bereits am Handelsbilanzdefizit der USA, das im März auf 140,5 Milliarden US-Dollar gestiegen ist. Gegenüber dem Vormonat bedeutet dies ein Plus von 14 Prozent.
Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher haben den Kauf von Importgütern vorgezogen, bevor diese durch Zölle verteuert wurden. Dabei dürfte es sich allerdings nur um einen kurzfristigen Effekt handeln. Auf mittlere und längere Sicht werden Strafzölle für einen Rückgang der Nachfrage sorgen, da sie die Preise nach oben treiben. Für eine auf Konsum basierende Volkswirtschaft wie die USA bedeutet dies eine gefährliche Entwicklung. Immer mehr Verbraucher, aber auch Ökonomen rechnen in den USA mit einer Rezession.
Fed sind die Hände gebunden
Höhere Preise für Importgüter ermöglichen es auch amerikanischen Unternehmen, ihre Angebote zu verteuern. Die Zölle wirken inflationstreibend. Eigentlich müsste die US-Notenbank Fed, wie von Trump gefordert, die Leitzinsen senken, um die Konjunktur anzukurbeln. Dem steht aber eine wahrscheinlich wieder steigende Inflation entgegen.
Doch nicht nur die USA werden unter den Strafzöllen leiden. Trotz gegenteiliger Beteuerungen der US-Regierung gibt es in diesem Handelskrieg keine Gewinner, sondern fast nur Verlierer. Die Einbußen beim Weltwirtschaftswachstum durch die einseitig verhängten Strafzölle auf Aluminium, Stahl, Autos und Autoteile sowie die länderspezifischen Zölle und den globalen Importzoll werden erheblich sein und sich bereits in diesem Jahr bemerkbar machen.
Hart getroffen wird auch die chinesische Wirtschaft, denn keine andere Volkswirtschaft steht so sehr im handelspolitischen Kreuzfeuer Trumps. Zwar kann Peking mit fiskal- und geldpolitischen Konjunkturhilfen den größten Schaden abwenden. Dennoch ist im Reich der Mitte in diesem Jahr mit einer deutlichen Wachstumsverlangsamung auf rund vier Prozent zu rechnen.
Auch die Eurozone kann sich den US-Zöllen nicht entziehen. Die Betroffenheit der einzelnen Mitgliedsländer variiert jedoch stark mit der Industrie- und Exportabhängigkeit der jeweiligen Volkswirtschaften. So sind die Wachstumseinbußen in Deutschland und Italien größer als in Frankreich und Spanien.
Die amerikanischen Aktienmärkte haben ihr Urteil über Trumps Wirtschaftspolitik bereits gefällt: Die Wall Street hat seit Jahresanfang deutlich nachgegeben. Eigentlich gibt es nur einen Gewinner: Gold. Das Edelmetall profitiert einmal mehr von den Unsicherheiten an den Finanzmärkten und dem schwachen Dollar.
Die 25.000 Euro-Frage
In diesem fragilen Umfeld sollten Investoren bei einer Anlage von beispielsweise 25.000 Euro weniger als die Hälfte in Aktien investieren, um das Risiko zu reduzieren. Dabei sollten sie sich weniger in den USA und mehr in Europa engagieren. Neben dem Zollwirrwarr sprechen die immer noch (zu) hohen Bewertungen amerikanischer Aktien gegen eine stärkere Gewichtung. Ein höherer Anteil an Staats- und Unternehmensanleihen sollte dagegen für mehr Stabilität im Depot sorgen. Gold dürfte weiterhin von der hohen Nachfrage von Notenbanken und Privatanlegern profitieren. Schließlich sollten Anleger Liquidität halten, um von möglichen Kursrückgängen profitieren zu können.
Reinhard Pfingsten arbeitet seit September 2023 als Chief Investment Officer bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Diese Funktion übte der studierte Mathematiker bereits zuvor bei der Bethmann Bank und Hauck & Aufhäuser Privatbankiers aus.
Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Deutschen Apotheker- und Ärztebank dar.