Die Menschen wollen Kinder, aber bekommen keine

1,35 Kinder bekommt eine Frau laut aktueller Statistik im Schnitt in Deutschland. Damit ist die Geburtenrate im Vergleich zum Jahr 2021 noch einmal deutlich gesunken. Damals bekam eine Frau im Schnitt noch 1,58 Kinder.

Laut einer Studie liegt die sinkende Geburtenrate aber nicht daran, dass sich die Menschen in Deutschland weniger Kinder wünschen. Vermutlich schieben sie die Familienplanung wegen der aktuellen Krisen eher auf, teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) in Wiesbaden mit.

Nur etwa jede vierte Frau in den Dreißigern will in den kommenden drei Jahren ein Baby

Die Studie basiert wesentlich auf einer bundesweiten Befragung von etwa 9000 Frauen und 6600 Männern im Alter von 18 bis 49 Jahren.

Demnach wünschen sich Frauen durchschnittlich 1,76 Kinder. Bei Männern liegt der Wunsch im Schnitt bei 1,74 Kindern – die Werte sind in den vergangenen drei Jahren in etwa gleich geblieben. Die sogenannte Fertility Gap – die Lücke zwischen gewünschter Kinderzahl und Geburtenrate – hat sich jedoch zuletzt kräftig vergrößert.

Die Bevölkerungsforscherin Carmen Friedrich vom BiB erklärt dazu: »Kinder zu bekommen bleibt ein zentrales Lebensziel für die meisten jungen Menschen.« Die gegenwärtig sinkende Geburtenzahl weise »auf ein Aufschieben von Geburten hin«.

Denn die Befragung ergab:

  • Von 2021 bis 2024 sank der Anteil der 30- bis 39-Jährigen, die bereits in den nächsten drei Jahren ein erstes oder weiteres Kind haben wollen, bei Frauen von 28 auf 24 Prozent

  • und bei Männern von 28 auf 25 Prozent.

Dauerhaft aufgeschoben?

Als einen Hauptgrund vermuten die Studienautoren eine Unsicherheit junger Erwachsener wegen einer Kombination aus internationalen Krisen wie der Coronapandemie, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der Klimakrise sowie ungewisse wirtschaftliche und persönliche Rahmenbedingungen. (Warum Geld allein keine Kinder bringt, lesen Sie hier.)

BiB-Mitautor Martin Bujard sagt: »Unsicherheit wirkt sich negativ auf die Familienplanung aus.« Verlässliche Kindertagesbetreuung, bezahlbarer Wohnraum und politische Handlungsfähigkeit könnten dazu beitragen, dass Kinderwünsche »häufiger umgesetzt und nicht dauerhaft aufgeschoben werden«.

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