Magenkrebserkrankungen werden laut Prognose weltweit zunehmen

Magenkrebs ist weltweit die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache – und wäre offenbar in vielen Fällen vermeidbar. Rund drei Viertel dieser Erkrankungen gehen auf das Magenbakterium Helicobacter pylori zurück, wie Forschende der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon im Fachjournal »Nature Medicine« berichten .

Die Wissenschaftler rechnen für die Geburtsjahrgänge 2008 bis 2017 damit, dass weltweit etwa 15,6 Millionen dieser Menschen im Laufe ihres Lebens an Magenkrebs erkranken, sofern keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Für knapp zwölf Millionen Erkrankungen davon – etwa 76 Prozent – sei der Magenkeim verantwortlich. Weltweit gehören rund 1,3 Milliarden Menschen zu diesen Jahrgängen.

Für Deutschland rechnet das Team in diesen Geburtsjahrgängen mit etwa 96.000 Magenkrebs-Neuerkrankungen. Davon entstehen demnach knapp 61.500 Fälle durch H. pylori und wären somit durch eine Kombinationstherapie mit Antibiotika und Säureblockern – sogenannten Protonenpumpenhemmern – vermeidbar. In Deutschland kamen im genannten Zeitraum 7,7 Millionen Menschen zur Welt.

Deutlicher Anstieg in Afrika befürchtet

Die meisten der prognostizierten Fälle – mehr als zwei Drittel der weltweiten Erkrankungen – entfallen auf Asien. Auf Amerika entfallen der Prognose zufolge 13 Prozent, auf Europa acht Prozent. Gerade für Afrika südlich der Sahara, wo die Inzidenz derzeit eher gering ist, erwartet das Forschungsteam einen deutlichen Anstieg – primär wegen der steigenden Lebenserwartung. Auf den Kontinent werden den Berechnungen zufolge elf Prozent der erwarteten Magenkrebsfälle entfallen.

Das Team rechnet für die meisten Weltregionen mit einer deutlichen Zunahme der Erkrankungen verglichen mit der derzeitigen Situation, auch hier vor allem wegen des prognostizierten Anstiegs der Lebenserwartung.

Die IARC-Arbeitsgruppe hatte bereits im Jahr 2013 empfohlen, dass Staaten besonders gefährdete Populationen auf H.-pylori-Infektionen screenen und gegebenenfalls behandeln sollten. Passiert sei jedoch wenig, abgesehen von wenigen Ländern wie Japan und Bhutan. Gerade in Amerika und Afrika gebe es kaum Bemühungen um eine Früherkennung für Infektionen mit dem Magenbakterium.

Dabei seien die Früherkennung und die Behandlung solcher Infektionen einfach, wirksam, sicher und kostengünstig – insbesondere dann, wenn man sie mit den Kosten von Krebsbehandlungen vergleicht, betont die Gruppe. Zudem sei es wichtig, die Bemühungen fortzusetzen, einen Impfstoff gegen den Magenkeim zu entwickeln. »Eine H.-pylori-Impfung würde den Kampf gegen Magenkrebs weit voranbringen«, schreibt die Gruppe. Derzeit sei erst eine Phase-III-Studie zu einem solchen Impfstoff abgeschlossen, heißt es weiter unter Bezug auf eine Untersuchung an Kindern in China .

In Deutschland erkrankten 2022 nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) knapp 14.600 Menschen neu an Magenkrebs, knapp 7800 Menschen starben in dem Jahr an der Erkrankung. Weltweit gab es in dem Jahr knapp 970.000 Neuerkrankungen.

Als Hauptursache für Magenkrebs gelten chronische Infektionen mit Helicobacter pylori, aber auch die Ernährung ist beteiligt, vornehmlich eine Kost mit viel Fleisch oder gepökelten Lebensmitteln.

Das Bakterium Helicobacter pylori

Foto: ROYALTYSTOCKPHOTO / Science Photo Library / picture alliance

Das könnte Ihnen auch gefallen