Getreideprodukte enthalten viele Ewigkeitschemikalien

Ein großer Teil der in Europa erhältlichen Lebensmittel aus Getreide ist stark mit Chemikalien aus der PFAS-Gruppe belastet: Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie  der Organisation Pesticide Action Network Europe (PAN) fanden sich in 54 von 66 Proben Rückstände des PFAS-Abbauprodukts Trifluoracetat (TFA).

Die höchste Konzentration wurde in fertig abgepackten Frühstücksflocken gefunden: 360 Mikrogramm pro Kilogramm Produkt. Die Probe hierfür wurde in Irland gekauft. Ebenfalls sehr hohe Werte gab es für Vollkornbrot aus Belgien, deutsches Weizenmehl oder französisches Baguette. Die Organisation nannte jedoch auch die geringeren Belastungen in anderen Nahrungsmitteln mit im Durchschnitt 78,9 Mikrogramm bedenklich. Dies sei 107-mal höher als die durchschnittliche TFA-Konzentration in Trinkwasser.

Die Europäische Union hat bislang keinen offiziellen Grenzwert für TFA in Nahrungsmitteln eingeführt. Die PAN argumentiert, hier müsse das für andere als fruchtschädigend geltende Chemikalien verhängte Limit von zehn Mikrogramm pro Kilogramm angesetzt werden. Verschiedene Studien hätten nachgewiesen, dass TFA die Fortpflanzung, Entwicklung und die Schilddrüse schädigt. Auch andere Folgen für Gesundheit und Umwelt werden mit den Stoffen in Verbindung gebracht.

Stabil und schwer abzubauen

Nach Angaben der PAN war dies die erste europaweite Studie dieser Art, da die Behörden die Verbreitung des Stoffs nicht überwachen. Die Erhebung wurde noch nicht wissenschaftlich überprüft, ergänzt aber bisherige Erkenntnisse über hohe PFAS-Werte in Wein oder Trinkwasser.

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind auch als Ewigkeitschemikalien bekannt, weil sie besonders stabil sind und sich in der Umwelt über lange Zeiträume kaum abbauen. Die Chemieindustrie setzt sie für etliche verschiedene Produkte ein. (Lesen Sie hier mehr  über den Gebrauch und die Gefahren von PFAS.)

Im Fall der TFA in Getreide sehen die Aktivisten des PAN die Ursache in Pestiziden, deren Rückstände über den Boden in Getreidepflanzen gelangen.

»Pestizide, die TFA freisetzen, müssen dringend verboten werden«, forderte PAN-Forschungsdirektorin Angeliki Lysimachou. »Wir können nicht zulassen, dass Kinder und schwangere Frauen Chemikalien ausgesetzt sind, von denen wir wissen, dass sie die Reproduktionsgesundheit schädigen.« Nach Angaben des Umweltbundesamts  beträfe das 32 der 278 in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel. Einige EU-Staaten, darunter Deutschland, haben ein generelles Verbot der meisten PFAS-Stoffe beantragt. Um diesen Vorschlag sowie mögliche Grenzwerte, Ausnahmen und Übergangsfristen wird derzeit zwischen Behörden, Industrie und Umwelt- oder Verbraucherschutzorganisationen intensiv lobbyiert.

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