Wer früher arbeitet, soll früher in Rente dürfen

Am Freitag hat der Bundestag das neue Rentenpaket verabschiedet, nun werden Ideen für eine Reform des Rentensystems laut. Der Chefberater von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD), Jens Südekum, hat sich dafür ausgesprochen, den Renteneintritt nicht mehr an das Alter zu koppeln, sondern an die Zahl von Beitragsjahren.

»Die Lebensarbeitszeit ist eine Stellschraube, an die wir ran müssen, um die gesetzliche Rente zu sichern«, sagte Südekum der »Bild am Sonntag«. »Für alle die Rente mit 70 ist aber falsch. Besser ist es, den Renteneintritt nicht an eine starre Alterszahl zu koppeln, sondern an eine Mindestanzahl von Beitragsjahren.«

Unterschiedliche Berufsgruppen sind im Laufe ihres Berufslebens unterschiedlich stark belastet. Wer etwa einen Handwerksberuf gelernt und danach durchweg hart körperlich gearbeitet hat, hält oftmals aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter durch. Viele Akademiker hingegen starten wegen ihres Studiums später ins Berufsleben und zahlen somit auch später in die Rentenkasse ein.

Rentenbeginn an Beitragsjahre zu koppeln, sei »gerechter«

Bislang gilt: Bis 2031 steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre. Abschlagsfrei mit 65 Jahren in Rente darf nur, wer 45 Beitragsjahre auf dem Rentenkonto hat. Wäre der Renteneintritt künftig gekoppelt an eine Mindestanzahl von Beitragsjahren, verschöbe sich das Rentenalter individuell, je nachdem, wann eine Person ins Berufsleben gestartet ist.

Südekum fordert daher, auf die tatsächlichen Lebensarbeitszeiten zu schauen. »Akademiker zahlen deutlich später in die Rentenkasse ein, als jemand, der mit 16 oder 18 Jahren eine Lehre beginnt und dann durcharbeitet. Den Rentenbeginn an die Beitragsjahre zu binden, ist gerechter.«

Ökonomen fordern seit Jahren eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters. Es brauche auf jeden Fall eine große Rentenreform, sagte Südekum dazu. »Die Babyboomer fangen erst jetzt an, in Rente zu gehen. Heißt: Die große finanzielle Belastung für die gesetzliche Rente kommt erst noch.«

Die Koalition aus Union und SPD hat sich nach den zähen Verhandlungen über das jüngste Rentenpaket darauf verständigt, noch vor Weihnachten eine Rentenkommission einzusetzen. Diese soll innerhalb von sechs Monaten ein umfassendes Reformkonzept erarbeiten. Geht es nach Kanzler Friedrich Merz (CDU), soll der Bundestag nach weiteren sechs Monaten über die neue Rentenregelung abstimmen.

Arbeitsministerin und SPD-Co-Chefin Bärbel Bas plädiert ebenfalls für einen Neustart bei der Rente im kommenden Jahr. »Wir brauchen ein ganz neues System«, sagte sie am Freitagabend in der ARD und verwies auf ähnliche Reformen wie in Schweden, den Niederlanden, Dänemark oder Österreich. Dazu müssten sich alle Regierungsparteien aufeinander zubewegen, so Bas.

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