Angehörige sehen in neuer Gaza-Offensive "Todesurteil" für Geiseln
Neben internationalen Staatsvertretern kritisieren auch Angehörige der in Händen der Hamas befindlichen Geiseln die neue Offensive Israels in Gaza. Die Entscheidung des Sicherheitskabinetts sei die offizielle Erklärung, dass man die Geiseln aufgebe.
Angehörige israelischer Geiseln haben die vom Sicherheitskabinett beschlossene Ausweitung des Kriegs im Gazastreifen als "Todesurteil" für die noch immer festgehaltenen Geiseln bezeichnet. Die Entscheidung der politischen Führung sei eine offizielle Erklärung, die Geiseln aufzugeben, und führe diese - und auch israelische Soldaten - in eine "kolossale Katastrophe", erklärte das Forum der Geisel-Angehörigen. Nach israelischer Einschätzung befinden sich noch etwa 50 Geiseln in Gaza, davon sollen 20 noch am Leben sein.
Auch der britische Premierminister Keir Starmer kritisierte die israelischen Pläne, die Kontrolle über Gaza-Stadt zu übernehmen als "falsch". "Diese Maßnahme wird weder zur Beendigung des Konflikts noch zur Freilassung der Geiseln beitragen", erklärte er. Starmer sprach von einer Entscheidung Israels, seine Militäroffensive "weiter zu eskalieren". Er forderte die israelische Regierung auf, das Vorhaben zu überdenken. Es werde "nur zu weiterem Blutvergießen" führen.
Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte einen "sofortigen" Stopp des israelischen Vorhabens. "Der Plan der israelischen Regierung für eine vollständige militärische Übernahme" des Palästinensergebiets stehe "im Widerspruch zum Urteil des Internationalen Gerichtshofs, wonach Israel seine Besatzung so schnell wie möglich beenden muss", erklärte Türk.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte in der Nacht zum Freitag einen von Regierungschef Benjamin Netanjahu vorgelegten Plan zur "Besiegung" der islamistischen Hamas im Gazastreifen gebilligt. Der Plan sieht vor, dass die israelische Armee die Kontrolle über die Stadt Gaza übernimmt, wie Netanjahus Büro mitteilte. Gleichzeitig soll humanitäre Hilfe an die Zivilbevölkerung außerhalb der Kampfgebiete geliefert werden.