Israel teilt Gazas zweitgrößte Stadt
Derzeit laufen Verhandlungen für eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Nach eigenen Angaben führt die israelische Armee im Gazastreifen nun ein "Schlüsselelement" ein, das Druck auf die Islamisten ausüben soll: Chan Junis wird durch einen Korridor zweigeteilt.
Israels Armee hat im Süden des Gazastreifens nach eigenen Angaben eine neue Route etabliert, die die Stadt Chan Junis und die umliegende Gegend durchschneidet. Auf vom Militär veröffentlichten Aufnahmen ist zu sehen, wie der sogenannte "Magen Oz Korridor" das Gebiet in eine östliche und eine westliche Hälfte teilt. Chan Junis ist die zweitgrößte Stadt im Gazastreifen.
Die Route ist laut Armee 15 Kilometer lang. Die israelische Armee sprach von einem "Schlüsselelement, um Druck auf die Hamas auszuüben". Ziel sei es, die "endgültige Niederlage" der Brigade der Islamisten in Chan Junis zu erreichen. Die neu errichtete Route grenzt mittig an den weiter südlich gelegenen, sogenannten "Morag-Korridor", der wiederum die Städte Rafah ganz im Süden und das etwas weiter nördlich gelegene Chan Junis voneinander trennt.
Die israelische Nachrichtenseite "ynet" mutmaßte, der neue Korridor könne ein Druckmittel in den derzeit stattfindenden Gaza-Verhandlungen sein. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte in der Vergangenheit gesagt, die Teilung des Gazastreifens erhöhe den Druck auf die Hamas und dieser werde so lange verstärkt, bis die Islamistenorganisation die Geiseln freilasse.
Israel beharrt in den derzeit stattfindenden Gaza-Verhandlungen darauf, dass die israelische Armee auch nach einer möglichen Waffenruhe im Süden des Küstengebiets bleibt.
Es besteht zugleich bislang darauf, dass sie in einem relativ großen Gebiet verbleibt. Die Hamas verlangt den Rückzug der israelischen Streitkräfte auf die Positionen, die diese vor dem Zusammenbruch der vorherigen Waffenruhe im März eingenommen hatten. Im Zentrum des Gazastreifens kontrolliert Israels Armee den Netzarim-Korridor, der das Gebiet in eine nördliche und südliche Hälfte trennt.
20 Tote bei Unruhen in Chan Junis
Am Morgen sind indes laut der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation bei einer Verteilstelle für Hilfsgüter in Chan Junis 20 Menschen bei Unruhen ums Leben gekommen. "Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wurden 19 der Opfer niedergetrampelt und eines erstochen", teilte die Stiftung mit. "Wir haben glaubwürdige Gründe für die Annahme, dass bewaffnete und mit der Hamas verbundene Elemente innerhalb der Menge die Unruhen gezielt angefacht haben."
Mitarbeiter der GHF hätten Schusswaffen in der Menge identifiziert, hieß es in einer Stellungnahme der Stiftung. Ein US-amerikanischer Mitarbeiter sei während des Vorfalls von einer Person in der Menge mit einer Schusswaffe bedroht worden. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Von der Hamas gibt es bislang keine Stellungnahme.
Die von Israel und den USA unterstützte Stiftung GHF hatte Ende Mai ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe, und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin großen Gefahren ausgesetzt seien.
Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe von Verteilzentren. Meist wird der israelischen Armee vorgeworfen, Schüsse abgegeben zu haben. Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UN-Angaben bereits Hunderte Tote bei Verteilstationen der GHF registriert worden.