Mehr als 200 Kulturschaffende fordern Stopp deutscher Waffenexporte an Israel
Bundesaußenminister Wadephul (CDU) will für zwei Tage nach Israel und ins Westjordanland reisen. In Jerusalem und Ramallah sind Gespräche über die humanitäre Katastrophe geplant, die in Gaza passiert.
Doch für zahlreiche deutsche Prominente ist reden nicht genug. In einem offenen Brief, der dem SPIEGEL vorliegt, fordern sie Bundeskanzler Friedrich Merz auf, gegen das Leid konkrete Schritte zu unternehmen. Der Brief ist mit »Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz.« überschrieben.
»Sie haben in den letzten Tagen Stellung bezogen und die israelische Regierung kritisiert«, so die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner direkt an Merz gerichtet. »Wir würdigen das, doch eines ist klar: Worte alleine retten keine Leben.«
Unterschrieben haben unter anderem die Moderatoren Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf und Giovanni Zarrella, Comedian Teddy Teclebrhan , Musikerinnen Shirin David und Ebow, Musiker Ski Aggu und Zartmann , die Schauspieler und Schauspielerinnen Jessica Schwarz, Christiane Paul, Daniel Brühl, Benno Fürmann, Anna Thalbach, Meret Becker und Jürgen Vogel.
Drei konkrete Forderungen
Die mehr als 200 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner appellieren in dem Brief an die Menschlichkeit und erinnern an das Elend: »Mütter. Väter. Kinder. Kinder, die nicht Teil dieses Krieges sind – und doch seine ganze Last tragen.« Sie formulieren deshalb die »dringliche Bitte, Ihren Worten nun auch Taten folgen zu lassen«.
Konkret werden drei Punkte genannt:
ein Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel,
ein Aussetzen des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel,
sowie die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand und ungehindertem Zugang für humanitäre Hilfe.
Die mehr als 200 Unterschriften seien rasch zusammengekommen, sagt Regisseurin und Mitinitiatorin Laura Fischer (»Aurel«, »Fünf Finger sind ne Faust«) gegenüber dem SPIEGEL. Sie habe das Schreiben gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation Avaaz verfasst und gemeinsam mit dem Schauspieler Trystan Pütter die ersten Künstler angefragt. »Wir haben mit unseren eigenen Kontakten angefangen. Viele Künstlerinnen und Künstler waren dankbar für die Idee und boten von sich aus an, weitere Prominente anzufragen. Man merkt, dass da momentan ein großes Bedürfnis ist, sich politisch zu positionieren und zu äußern.«
Bitte um Kursänderung
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner verurteilen »die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste«, so die Künstlerinnen und Künstler in ihrem Brief. Jedoch legitimiere kein Verbrechen, Millionen von unschuldigen Menschen kollektiv zu bestrafen. Deshalb erwarten sie von Bundeskanzler Merz Handeln ohne politisches Kalkül. »Herr Merz – Sie sind einer der Wenigen, der Israel dazu bewegen kann, doch noch den Kurs zu ändern.«
Bereits im Juni verfassten Prominente wie der Schauspieler Axel Prahl, die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, der Soziologe Harald Welzer, der Musiker Michael Barenboim und die Schauspielerin Enissa Amani einen offenen Brief an Merz, in dem sie eine Umkehr deutscher Israelpolitik forderten.