WHO warnt vor möglicher Chikungunya-Epidemie

Das Chikungunya-Virus breitet sich am Indischen Ozean aus, aber auch in Deutschland wurden zuletzt Fälle gemeldet. Nun warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer weltweiten Epidemie der Viruserkrankung. Die Krankheit sei bereits in 119 Ländern nachgewiesen worden, »wodurch 5,6 Milliarden Menschen gefährdet sind«, sagte WHO-Sprecherin Diana Rojas Alvarez: »Wir schlagen frühzeitig Alarm, damit die Länder sich rechtzeitig vorbereiten.«

2004 und 2005 war es bereits zu einer großen Epidemie in Inselstaaten des Indischen Ozeans gekommen, bei der rund eine halbe Million Menschen erkrankte. »Heute beobachtet die WHO das gleiche Muster«, sagte die Sprecherin. Das Virus breite sich am Indischen Ozean aus, aber auch in Madagaskar, Somalia und Kenia sowie in Südasien.

Gleiches gilt auch für Südchina. In der Millionenstadt Foshan in der Provinz Guangdong verzeichneten die Behörden bislang 2659 Fälle, wie das Staatsfernsehen berichtete. 53 Krankenhäuser in der Stadt mit zusammen mehr als 3600 mückengeschützten Betten wurden demnach für die Behandlung der Infektionskrankheit ausgewiesen. Die bisherigen Fälle seien alle leicht verlaufen.

Die Ausbreitung in Südchina veranlasste Peking zu einer Warnung. In der Hauptstadt hätten die Behörden gelegentlich Fälle des Virus nachgewiesen. Mit steigendem internationalem Reiseverkehr bleibe die Gefahr weiterer eingeschleppter Fälle jedoch bestehen, hieß es in einer Mitteilung. Wer vorbeugen wolle, könne Brutstätten von Mückenlarven wie Blumentöpfe entfernen oder die Mücken mit chemischen Mitteln töten, empfahl die Behörde. Zudem schütze lange Kleidung vor Stichen.

Auch in Europa wurden importierte Fälle gemeldet, die mit dem Ausbruch auf den Inseln im Indischen Ozean in Verbindung stehen. Italien etwa meldete bis zum 15. Juli 51 bestätigte Fälle , 50 davon seien durch Reisen ins Land gekommen. »Da diese Übertragungsmuster bereits beim Ausbruch ab 2004 zu beobachten waren, fordert die WHO dringend Maßnahmen, um eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern«, sagte Rojas Alvarez.

In Deutschland wurden laut dem Robert Koch-Institut  (RKI) von April bis Juni 75 Chikungunya-Fälle registriert. Sie seien aber wohl ausnahmslos mit einer Reise verbunden, so das RKI, und hätten vor allem Rückkehrer aus Mauritius, La Réunion und Sri Lanka betroffen. Zuletzt berichtete das Institut von einem Chikungunya-Fall in Frankreich nahe der deutsch-französischen Grenze, wo ein Mensch offenbar durch den Stich einer infizierten Mücke direkt infiziert wurde, also die Erkrankung nicht von einer Reise mitbrachte. Den Experten zufolge sind auch in Deutschland die Bedingungen für solche Fälle gegeben, etwa durch hohe Temperaturen und Vorkommen der Asiatischen Tigermücke, einer potenziellen Überträgerin von Chikungunya.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfahl Anfang Juli erstmals eine Reiseimpfung  gegen Chikungunya.

Was ist Chikungunya?

Chikungunya ist eine durch Stechmücken übertragene Virusinfektion und tritt vorwiegend in Asien, Afrika und Amerika auf. Es löst das gleichnamige Fieber aus, das mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einhergeht. Daher auch der Name, der ursprünglich aus der Sprache der Makonde stammt, einem Bantuvolk im Südosten von Tansania. Übersetzt heißt es so viel wie »der gekrümmt Gehende« – in Anlehnung an die Symptome.

Asymptomatische Verläufe, bei denen die Infizierten keinerlei Beschwerden bemerken, kommen häufig vor. Schwere Verläufe hingegen sind selten, treten jedoch insbesondere bei älteren oder schwer vorerkrankten Menschen auf. Laut WHO-Sprecherin Rojas Alvarez beträgt die Sterblichkeitsrate weniger als ein Prozent. Doch »bei Millionen von Fällen kann dieses eine Prozent Tausende Todesfälle bedeuten«, so Rojas Alvarez.

Das Virus tritt seit Längerem in Deutschland auf. Weil die Asiatische Tigermücke in einigen Regionen der Republik etabliert ist, ist das Risiko hoch wie nie, dass das Virus hier zum ersten Mal durch eine Mücke übertragen wird. Experten sprechen von einem autochthonen Fall. »Die Frage ist nicht, ob wir in Deutschland autochthone Fälle sehen werden, sondern wann«, sagt Renke Lühken, Leiter der Forschungsgruppe Arbovirus-Ökologie am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Er geht davon aus, dass die Dunkelziffer der Menschen hoch ist, die sich auf Reisen mit Chikungunya angesteckt haben, da ein großer Teil der Infektionen symptomlos verlaufe.

Wem wird zu einer Impfung geraten?

Wer mindestens zwölf Jahre alt ist und in ein Gebiet reist, das für ein Chikungunya-Ausbruchsgeschehen bekannt ist, dem empfiehlt die Stiko eine Impfung.

Zu einer Impfung rät die Kommission außerdem allen ab zwölf Jahren, die einen längeren Aufenthalt (länger als vier Wochen) oder wiederholte Kurzreisen in Endemiegebiete planen, sofern sie ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben. Das ist etwa der Fall bei Personen ab 60 Jahren oder mit schweren Grunderkrankungen, von etwa Nieren, Herz oder Lungen.

Wer sich unsicher ist, ob eine Chikungunya-Impfung sinnvoll ist, sollte rechtzeitig vor Reisebeginn eine reisemedizinische Beratung in Anspruch nehmen. Dort kann auch geklärt werden, welcher der beiden Impfstoffe infrage kommt:

  • Ixchiq: Der Lebendimpfstoff soll gemäß der Stiko-Empfehlung nur bei Menschen im Alter von 12 bis 59 Jahre eingesetzt werden.

  • Vimkunya: Mit diesem Totimpfstoff können alle ab zwölf Jahren geimpft werden.

Für beide Impfstoffe gilt: Um eine Grundimmunität zu erreichen, reicht eine einzige Dosis aus. Auch recht kurz vor der Reise ist das noch möglich. Liegen allerdings weniger als zwei Wochen zwischen Impfung und Reise, ist davon auszugehen, dass der Schutz dann noch nicht vollständig aufgebaut ist, schreibt das RKI.

Wie kann ich mich noch vor einer Chikungunya-Infektion schützen?

Auch wenn man geimpft ist: Ein guter Mückenschutz bleibt wichtig, schließlich können die Tiere auch andere Krankheiten übertragen. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät:

  • Lange und helle Kleidung tragen, am besten imprägniert.

  • Mückenschutzmittel nutzen. Das CRM rät dabei zu Produkten, die mindestens 30 Prozent DEET (Diethyltoluamid) enthalten.

  • Schutzgitter an Fenstern und Türen sowie Moskitonetze über dem Bett schützen ebenfalls vor Stichen.

Menschen in Sri Lanka gehen gegen Mücken vor, die das Chikungunya-Virus übertragen

Foto: Matrix Images / Akila Jayawarden / IMAGO

Asiatische Tigermücke

Foto: Zoonar.com / RealityImages / Zoonar / IMAGO

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