PFAS-Chemikalien gelangen über Plazenta und Muttermilch in Körper von Kindern

PFAS sind chemische Verbindungen, die Produkte wasserabweisend, hitzebeständig, fett- und schmutzabweisend machen. Doch diese sogenannten Ewigkeitschemikalien sind nicht nur hilfreich, sondern auch giftig. Sie stehen unter anderem im Verdacht, Leberschäden sowie Nieren- und Hodenkrebs zu verursachen.

Forschende der University of Rochester Medical Center in New York kommen nun zu dem Schluss , dass winzige Mengen von PFAS – die Abkürzung steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen – über die Plazenta und die Muttermilch die Entwicklung des Immunsystems von Säuglingen stören. Dies könne nachhaltig ihre Fähigkeit beeinflussen, Krankheiten zu bekämpfen.

Die Wissenschaftler untersuchten 200 gesunde Mütter und deren Föten, indem sie zunächst während der Schwangerschaft gängige PFAS-Verbindungen im mütterlichen Blut maßen. Direkt nach der Geburt des Kindes, sowie erneut nach sechs und zwölf Monaten untersuchten sie die Säuglinge. Das Ergebnis: Im Alter von zwölf Monaten wiesen Babys, deren Mütter eine höhere pränatale PFAS-Belastung aufwiesen, deutlich weniger follikuläre T-Helferzellen (Tfh) auf. Diese TfH sind essenziell für starke Antikörper-vermittelte Reaktionen unseres Immunsystems bei Infektionen und Impfungen. Zudem wurden bei den Einjährigen mehr Zellen gemessen, die mit Allergien, Autoimmunität oder Immunsuppression in Verbindung gebracht werden, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten.

»Dies ist die erste Studie, die Veränderungen in spezifischen Immunzellen identifiziert, die sich zum Zeitpunkt der PFAS-Belastung entwickeln«, sagte die Hauptautorin der Studie, Kristin Scheible. »Die Identifizierung dieser speziellen Zellen und Signalwege eröffnet das Potenzial für eine frühzeitige Überwachung oder für Strategien zur Eindämmung der Auswirkungen der PFAS-Belastung, um lebenslange Krankheiten zu verhindern.«

Laut den Forschern wiesen die in der Studie untersuchten Frauen im Vergleich zu denen in anderen US-Regionen sogar relativ niedrige PFAS-Blutwerte auf, dennoch waren die Immunverschiebungen selbst in dieser kleinen Stichprobe ausgeprägt.

Forscher wollen Kinder weiter begleiten

Die Wissenschaftler raten Familien, in kritischen Phasen der Immunentwicklung von Föten und Säuglingen den Kontakt mit PFAS möglichst zu reduzieren. »Verwenden Sie Wasserfilter, kochen Sie möglichst wenig in beschädigten Antihaftpfannen, steigen Sie auf Alternativen wie Edelstahl oder Gusseisen um und lagern Sie Lebensmittel in Glas- oder Keramikbehältern«, sagte Scheible.

Das Team plant eine längere Nachbeobachtung der Kinder, um festzustellen, ob diese frühen T-Zell-Ungleichgewichte bis ins Kleinkindalter andauern und ob sie zu mehr Infektionen, Allergien oder Autoimmunkrankheiten führen.

PFAS-Chemikalien kommen nicht natürlich in der Umwelt vor und überdauern je nach Stoff extrem lange in der Umwelt. Dabei können sie sich immer mehr anreichern.

Aufgrund ihrer Eigenschaften werden diese Substanzen in einer großen Zahl vorwiegend industrieller Produkte und Alltagsgegenstände verwendet – von Anoraks über Pfannen bis zu Kosmetik. In der Europäischen Union wird über ein Verbot von PFAS mit einigen Ausnahmen diskutiert. Industrieverbände sehen darin eine Bedrohung für Hightech-Industrien.

Die Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer hatte sich erst im Juni gegen ein pauschales Verbot der PFAS ausgesprochen. Die Vorsitzende, die baden-württembergische Ressortchefin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), sagte, man wisse wohl von den Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Bei einem Verbot würden aber ganze Produktionsbereiche in der EU wegbrechen. Dies würde als breites Deindustrialisierungsprogramm wirken.

Das könnte Ihnen auch gefallen