Staatschefs stellen sich gegen Trump – ohne ihn beim Namen zu nennen

Seit diesem Donnerstag findet im brasilianischen Belém der zweitägige Klimagipfel der Staats- und Regierungschefs statt, bevor am Montag die Weltklimakonferenz startet. Dort haben sich mehrere Redner gegen US-Präsident Donald Trump gestellt, der an dem Gipfel nicht teilnimmt – ohne ihn beim Namen zu nennen.

So kritisierte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in seiner Eröffnungsrede, dass »extremistische Kräfte« Falschinformationen zum Klima verbreiteten, um sich »Vorteile bei Wahlen zu verschaffen«. Er warnte, dass damit »künftige Generationen eingesperrt« würden, womit er unumkehrbare Folgen des Klimawandels meinte. Das »Zeitfenster zum Handeln« gegen die globale Klimaerwärmung schließe sich »rasch«.

Es ist davon auszugehen, dass Lula damit Trump meinte – der hatte im September in einer Rede vor der Uno-Vollversammlung in New York den menschengemachten Klimawandel erneut bestritten. Nach der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus im vergangenen Januar waren die USA – wie schon während seiner ersten Amtszeit – aus dem globalen Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen. Zur Klimakonferenz COP30 in Belém schickt die US-Regierung keine hochrangigen Vertreter.

Auch Chinas Vizepräsident Ding Xuexiang hat in seiner Rede die USA kritisiert. Er rief zu einem Ende der Handelsbarrieren auf, die die globale Energiewende behindern würden, und mahnte die rund 50 Staats- und Regierungschef zu »echtem Multilateralismus«. »Wir müssen die internationale Zusammenarbeit im Bereich grüner Technologien und Industrien stärken, Handelshemmnisse abbauen und den freien Warenverkehr hochwertiger grüner Produkte gewährleisten, um den Anforderungen einer globalen nachhaltigen Entwicklung besser gerecht zu werden«, sagte er laut einer Liveübersetzung.

Uno-Generalsekretär Guterres: Wir sind »gescheitert«

Uno-Generalsekretär António Guterres prangerte es in drastischen Worten an, dass die Welt das Klimaziel des Pariser Abkommens verfehlt habe. »Wir sind dabei gescheitert, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen«, sagte er. »Das ist ein moralisches Versagen – und tödliche Fahrlässigkeit«. Dennoch betonte Guterres nun, die Welt sei »noch nie besser gerüstet gewesen«, um bei der Erderwärmung gegenzusteuern. Er verwies dabei auf erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie .

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will mit seiner Teilnahme am Klimagipfel ein Signal für die internationale Zusammenarbeit beim Klimaschutz und bei anderen Themen aussenden. Deutschland wolle »die Fahne hochhalten für den Multilateralismus«, hieß es am Donnerstag aus deutschen Regierungskreisen. Die Weltgemeinschaft müsse beim Klimaschutz zusammen etwas erreichen, auch wenn die geopolitischen Rahmenbedingungen »nicht einfacher geworden« seien, hieß es unter anderem mit Blick auf den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen.

Weltorganisation für Meteorologie: 2025 wird wohl zweit- oder drittheißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Die Erderwärmung steigt einerseits weiter voran. Laut der Weltorganisation für Meteorologie wird das Jahr 2025 voraussichtlich das zweit- oder drittheißeste seit Beginn der Aufzeichnungen sein. 2024 war der Uno-Unterorganisation zufolge das bislang heißeste jemals gemessene Jahr. Mit den für 2025 erwarteten Daten wird laut der WMO der seit einem Jahrzehnt anhaltende Trend von Rekordwerten bei der globalen Durchschnittstemperatur fortgesetzt. Alle elf Jahre von 2015 bis 2025 waren die heißesten seit Beginn der Messungen vor 176 Jahren.

Andererseits betonte die WMO auch Fortschritte. Beispielsweise würden mehr und mehr Frühwarnsysteme vor Naturkatastrophen eingerichtet. Seit 2015 sei die Anzahl der Länder mit solchen Systemen von 56 auf 119 gestiegen. Es sei jedoch »dringend« nötig, auch die verbleibenden Staaten mit solchen Systemen auszustatten, diese seien »wichtiger denn je«.

Uno-Generalsekretär António Guterres: »Moralisches Versagen – und tödliche Fahrlässigkeit«

Foto: Eraldo Peres / AP / dpa

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