Krötenarten aus Tansania überspringen das Kaulquappenstadium
Aus den Eiern schlüpfen Kaulquappen, und die entwickeln sich während der Metamorphose dann zu Fröschen – so lernen es Schüler im Biologieunterricht. Doch tatsächlich ist das nicht bei allen Fröschen und Kröten der Fall. Ein Forschungsteam beschreibt nun drei neue Krötenarten aus Tansania, die zur Gattung der Nectophrynoides gehören: Sie überspringen das Kaulquappenstadium, stattdessen bringen die Weibchen direkt voll entwickelte Jungkröten zur Welt. Die Studie erschien gerade in der Fachzeitschrift »Vertebrate Zoology«.
Laut den Forschenden gehören diese Arten damit zu den wenigen Amphibien weltweit, die zur inneren Befruchtung und zur echten Lebendgeburt fähig sind. Nur bei einzelnen Arten aus Südamerika und Südostasien sei es ähnlich. »Lebendgeburten sind bei Fröschen und Kröten äußerst selten; sie kommen bei weniger als einem Prozent der Arten vor, was diese neuen Arten besonders interessant macht«, sagt der Mitautor der Studie, der Biologe H. Christoph Liedtke vom Spanischen Nationalen Forschungsrat, einer öffentlichen Forschungseinrichtung.
Forscher konnten DNA aus alten Museumssammlungen gewinnen
Den Angaben zufolge hatte der deutsche Forscher Gustav Tornier schon 1905 eine Kröte aus Tansania entdeckt, die lebende Junge zur Welt brachte; er präsentierte sie daraufhin der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Die Kröten befänden sich seitdem im Museum für Naturkunde der Stadt. Das Forschungsteam hat aus diesen Exemplaren nun DNA gewinnen können. Diese Methode, die Artenvielfalt anhand von DNA-Proben aus Museumssammlungen zu erforschen, wird Museomics genannt.
Schon in den vergangenen Jahren hätten Analysen gezeigt, dass die Gattung der Nectophrynoides vielfältiger sei als bisher angenommen. »Durch den Besuch verschiedener naturkundlicher Museen, die Untersuchung Hunderter konservierter Exemplare und die Anwendung sogenannter museomischer Methoden zur DNA-Extraktion konnten wir ein klareres Bild ihrer morphologischen Vielfalt gewinnen und neue Arten beschreiben«, sagt Christian Thrane von der Universität Kopenhagen und Co-Autor der Studie in einer Mitteilung .
Die nun beschriebenen Arten tragen die Namen Nectophrynoides luhomeroensis, Nectophrynoides uhehe und Nectophrynoides saliensis; den Angaben zufolge stammen sie aus den Eastern Arc Mountains in Tansania, einer Region, die für ihre Artenvielfalt bekannt sei.
Diese Berge seien mit üppigen Wäldern bedeckt – doch leider verschwänden sie schnell, sagt John V. Lyakurwa von der University of Dar es Salaam, ein weiterer Mitautor. Die meisten Arten der dort lebenden Kröten stünden daher am Rande des Aussterbens, wobei »eine Art dieser Gattung, Nectophrynoides asperginis, in freier Wildbahn bereits ausgestorben ist und eine andere, Nectophrynoides poyntoni, seit ihrer Entdeckung im Jahr 2003 nicht mehr beobachtet wurde.«
Neu beschriebene Krötenart Nectophrynoides uhehe
Foto: Michele Menegon