Experten zufolge gibt es weltweit noch fast 200 unkontaktierte Völker
Rund um den Globus gibt es noch mindestens 196 unkontaktierte Völker. Davon leben 188 in Südamerika, wie aus einer Studie von Survival International hervorgeht. Laut Angaben der Organisation handelt es sich um die erste umfassende Bestandsaufnahme von indigenen Gemeinschaften, die Kontakt zu Außenstehenden vermeiden.
Survival International will den Bericht am Montagmittag in London im Beisein von Hollywoodstar Richard Gere vorstellen.
Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass fast die Hälfte dieser Völker oder Gruppen innerhalb von zehn Jahren ausgelöscht werden könnten, wenn Regierungen und Unternehmen nicht handeln. Schon länger werde der Lebensraum der Gemeinschaften etwa durch Holzeinschlag, Bergbau und Viehzucht bedroht. Ein weiterer Treiber sei der Klimawandel.
In den vergangenen Jahren seien aber noch andere Faktoren hinzugekommen, so die Menschenrechtler. Dazu gehörten:
gewalttätige kriminelle Banden, die mit Drogen handelten,
Missionare, die von »millionenschweren evangelikalen Organisationen« finanziert würden und versuchten, die Indigenen zum Christentum zu bekehren (mehr dazu hier),
sowie Influencer in den sozialen Medien, die über »Erstkontakte« zu bislang unkontaktierten Völkern Geld verdienen wollten.
Rund 95 Prozent der von Survival International erfassten Völker sind im Amazonasregenwald ansässig, wie es in der Studie heißt , vor allem in Brasilien. Zu den bekanntesten gehören die zumindest teilweise isoliert lebenden Yanomami. Aber auch in anderen Gegenden gibt es noch derartige Gemeinschaften. Ein Beispiel: die Sentinelesen, laut Angaben der Menschenrechtler »das isolierteste Volk der Welt«. Sie bevölkern ein Eiland der zu Indien gehörenden Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren. (Mehr dazu, wie viele solcher »Unkontaktierter« es noch gibt – und wo – erfahren Sie hier.)
Die Studie beruht auf Beobachtungen und Erkenntnissen von Forscherinnen und Forschern, die sich teils jahrelang mit dem Thema auseinandergesetzt hätten, betont Survival International. Dazu geselle sich die Erfahrung, die man selbst in der fast sechs Jahrzehnte währenden Lobbyarbeit für unkontaktierte Völker gesammelt habe.