Fluss im Kupfergürtel »stirbt« über Nacht wegen Säureabfalls aus chinesischer Mine

Der Damm im Norden Sambias brach überraschend. Unaufhaltsam ergoss sich eine schmutzige Flut über das umliegende Land und in den nahe gelegenen Mwambashi-Bach. Und mit ihr etwa 50 Millionen Liter säurehaltiger Abfälle aus einer Kupfermine, die das Bollwerk zurückhalten sollte.

Der Unfall ereignete sich bereits am 18. Februar 2025. Starke Regenfälle sollen die Dammwand des Rückhaltebeckens geschwächt haben. Behörden und Umweltschützer warnten direkt vor dem gefährlichen Cocktail aus konzentrierter Säure, gelösten Feststoffen und Schwermetallen – darunter Kupfer, Kobalt und Mangan –, der Fische tötete und Ernten vernichtete.

»Es ist wirklich ein Umweltdesaster mit katastrophalen Folgen«, sagte etwa Chilekwa Mumba, ein Umweltaktivist, der in der Copperbelt-Provinz in Sambia arbeitet, gegenüber »Associated Press«.

Der Mwambashi ist mit dem Kafue-Fluss verbunden, einer der wichtigsten Wasserwege des Landes. Dieser erstreckt sich über etwa 1500 Kilometer durch Sambia, speist ein großes Ökosystem und versorgt Millionen von Menschen mit Wasser.

Trinkwasser von Millionen Menschen bedroht

Laut der »Daily Mail«  waren von dem Unfall mehr als 200 Landwirte direkt betroffen, Ernten und Eigentum seien zerstört. Auch seien Schulen sowie die Copperbelt University geschlossen worden, heißt es weiter.

Während der Damm wieder repariert sein soll, dauern die Ermittlungen zum Ausmaß des Umweltschadens an. Da die Inspekteure noch Dutzende Kilometer flussabwärts tote Fische und hohe Schadstoffwerte fanden, wächst die Sorge vor den langfristigen Umweltschäden. Zahllose Pflanzen und Tiere sowie geschätzt 100 Millionen Menschen könnten betroffen sein.

Das Ministry of Water Development and Sanitation sprach laut »The Independent«  von »verheerenden Folgen«. Nicht nur das Flusssystem, auch Grundwasser könnte kontaminiert werden, da die Bergbauabfälle in die Erde einsickern oder in andere Gebiete transportiert werden könnten, befürchten Fachleute.

»Vor dem 18. Februar war dies ein lebendiger und pulsierender Fluss«, sagte Sean Cornelius, der in der Nähe des Kafue lebt, »AP«. Er berichtete, dass Fische starben und Vögel aus der näheren Umgebung nahezu sofort verschwanden. »Jetzt ist alles tot, es ist wie ein völlig toter Fluss. Unglaublich. Über Nacht ist dieser Fluss gestorben.«

Wie »AP« berichtet, leben etwa 60 Prozent der 20 Millionen Einwohner Sambias im Einzugsgebiet des Kafue und sind in irgendeiner Weise auf ihn als Quelle für Fischerei, Bewässerung in der Landwirtschaft und Wasser für die Industrie angewiesen.

Der Fluss liefert demnach Trinkwasser für etwa fünf Millionen Menschen, einschließlich der Hauptstadt Lusaka. Weil sich die Säure aus der Mine in dem Flusssystem verteilt, soll die Wasserversorgung der nahe gelegenen Stadt Kitwe, in der schätzungsweise 700.000 Menschen wohnen, zusammengebrochen sein.

Chinas umstrittene Minen

Der Unfall zeigt einmal mehr die Risiken der Kupferförderung, insbesondere in einer Region, in der China erheblichen Einfluss auf diese Industrie hat. In den vergangenen Jahren sind chinesisch betriebene Kupferminen wiederholt in die Kritik geraten, weil die Verantwortlichen Sicherheits-, Arbeits- und Umweltvorschriften ignorieren.

In diesem Fall müsse die Regierung, genauer gesagt die Zambia Environmental Management Agency (ZEMA), die Verantwortung für die Verschmutzung übernehmen, sagte der Vizevorsitzende und Sprecher der Socialist Party Copperbelt, Reagan Kashinga der »Lusaka Times«  Ende Februar.

»Es ist nicht üblich, dass ein gut gebauter Rückhaltdamm so platzt, wie es bei Sino Metals in Chambishi geschehen ist«, sagte Kashinga weiter. »Wir wissen, dass ZEMA-Beamte schlecht konstruierte Rückhaltdämme in Chambishi genehmigt haben, die nicht über die empfohlenen Zwei-Schicht-Systeme verfügen.«

Die Mine wird von Sino-Metals Leach Zambia betrieben. Mehrheitlich gehört sie jedoch der staatlichen China Nonferrous Metals Industry Group.

Laut »AP« haben die chinesischen Behörden bisher keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Sino Metals wiederum hat Bedauern über den Vorfall geäußert und sich verpflichtet, die betroffenen Landwirte zu entschädigen. Laut der »Daily Nation«  hat der Betreiber zugesagt, mehr als 200 betroffene Landwirte in den Bezirken Kitwe, Chambishi und Mpongwe für Ernteverluste und andere Schäden zu entschädigen. Zudem arbeite das Unternehmen Medienberichten zufolge mit lokalen Behörden zusammen, um Lebensmittel und sauberes Wasser bereitzustellen.

Nur wenige Tage nach dem Unfall bei Sino Metals wurde laut »AP« Säureabfall aus einer weiteren, kleineren chinesischen Mine entdeckt. Die Behörden beschuldigten die Betreiber, den Vorfall vertuschen zu wollen. Tragischerweise kam ein Minenarbeiter ums Leben, nachdem er in die Säure gefallen war, und die Mine setzte ihren Betrieb fort, obwohl sie angewiesen wurde, die Arbeiten einzustellen. Zwei chinesische Minenmanager wurden Medienberichten zufolge daraufhin festgenommen.

Energiewende mit Nebenwirkungen

Kupfer ist ein begehrter Rohstoff und weltweit gefragt. Es steckt in Smartphones und Elektrofahrzeugen.

Umfangreiche Vorkommen gibt es im südlichen Zentralafrika im Grenzgebiet zwischen Sambia und der Demokratischen Republik Kongo. Im sogenannten Kupfergürtel befinden sich zahlreiche Bergwerke, Schmelzen und Aufbereitungsanlagen.

Sambia war zuletzt der achtgrößte Kupferproduzent der Welt und rangiert laut dem U.S. Geological Survey bei den weltweiten Kupferreserven auf Platz zehn. Berichten zufolge macht Kupfer fast 80 Prozent des gesamten Exportwerts aus und der Bergbausektor trägt zu etwa einem Drittel der Staatseinnahmen bei.

Bis 2035 will die Regierung die Produktion verdreifachen. Von dem Rohstoffreichtum der vergangenen Jahrzehnte kommt bei der Bevölkerung jedoch nur wenig bis gar nichts an.

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