Trump gewährt Mexiko neue 90-Tage-Frist für Zölle

Für etliche Staaten auf dieser Welt bricht eine ungewisse Zeit an. Die USA wollen ab Freitag neue Zölle erheben, doch für viele ist noch unklar, wie hoch diese sein werden. Das Weiße Haus verspricht eine Vorabinformation. Der US-Nachbar Mexiko bekommt noch einmal einen Aufschub.

Im Zollkonflikt hat US-Präsident Donald Trump dem Nachbarland Mexiko einen Aufschub um 90 Tage eingeräumt. Wenige Stunden vor Fristablauf in der Nacht zu Freitag schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social, wegen der gemeinsamen Grenze mit Mexiko seien die Dinge mit vielen "Komplexitäten" behaftet. Kurz zuvor hatte er noch betont, er werde keine weiteren Verlängerungen gewähren.

Trump hatte Mexiko mit 30-prozentigen Zöllen ab Freitag gedroht, wenn es keine Einigung gebe. Nun schrieb er nach einem Telefonat mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum, für 90 Tage gelte weiter eine vorläufige Abmachung. Darunter werden für US-Importe von Autos aus Mexiko 25 Prozent Zoll fällig und für Stahl, Aluminium und Kupfer 50 Prozent.

Bisher gilt zudem ein 25-prozentiger Aufschlag für Produkte, die nicht unter ein Nordamerika-Abkommen (USMCA) fallen, das Trump in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) mit Mexiko und Kanada geschlossen hatte. In dem Abkommen geht es etwa um Industriemaschinen, Elektronik und landwirtschaftliche Produkte.

"Handelsteam arbeitet rund um die Uhr"

Auch die 90 Tage sind offenbar nicht in Stein gemeißelt. Trump bezeichnete es als Ziel, mit Mexiko "innerhalb des 90-Tage-Zeitraums oder später ein Handelsabkommen zu unterzeichnen". Er hatte den 1. August mehrfach als endgültige Frist in dem globalen Handelskonflikt bezeichnet, den er im April ausgerufen hatte. Es sei ein "großer Tag für Amerika".

Länder, die bisher kein Handelsabkommen mit den USA geschlossen haben, sollen nach Angaben des Weißen Hauses noch im Laufe des Tages über die künftigen Handelsbedingungen informiert werden. "Das Handelsteam hat rund um die Uhr gearbeitet, um mit so vielen Ländern wie möglich in Kontakt zu treten", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. Wenn ein Land noch nichts von den USA gehört hat, würden die entsprechenden Staaten bis Mitternacht (US-Ostküstenzeit; 6 Uhr MESZ) per Brief oder per Dekret informiert werden.

Diese Deals hat Donald Trump geschlossen

Europäische Union

Für die meisten EU-Produkte gelten fortan beim Export in die USA Zölle von 15 Prozent. So lautet die Einigung, die Trump und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erzielt haben. Trump zufolge sollen die Europäer zudem US-Energie für 750 Milliarden Dollar (umgerechnet knapp 650 Milliarden Euro) kaufen und Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA tätigen. Bundeskanzler Friedrich Merz fürchtet "erheblichen Schaden" für die deutsche Wirtschaft, zudem drohe die Abwanderung von Arbeitsplätzen in die USA.

Japan und Südkorea

Die beiden Länder haben ähnliche Abkommen wie die EU geschlossen, um noch deutlich höheren Zöllen zu entgehen: Bei Lieferungen in die USA werden auf die meisten Produkte 15 Prozent Zoll fällig. Laut Trump will Japan zudem seinen Markt zollfrei für US-Autos und Lastwagen sowie Reis öffnen. Der Inselstaat hat darüber hinaus Investitionen von 550 Milliarden Dollar in den USA zugesagt. Südkorea sicherte demnach 350 Milliarden Dollar an Investitionen zu und will US-Flüssigerdgas für 100 Milliarden Dollar kaufen.

Indien

Für US-Importe aus Indien werden ab Freitag 25 Prozent Zoll fällig. Trump droht Indien zudem mit einer "Strafe", weil das Land weiter billiges russisches Öl und Gas sowie Waffen kauft, ungeachtet des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im Raum steht die Drohung von rund 100 Prozent Zöllen, die ab Ende der kommenden Woche greifen könnten. Auch andere russische Handelspartner wie China und Brasilien könnten diese sogenannten Sekundärsanktionen treffen.

Indonesien und Vietnam

Indonesien hat einen Zollsatz von 19 Prozent akzeptiert, Vietnam von 20 Prozent. Indonesien hat sich laut Trump zudem zum Kauf von 50 Flugzeugen des US-Herstellers Boeing verpflichtet. Zudem soll es 15 Milliarden Dollar für US-Energielieferungen zahlen und weitere 4,5 Milliarden Dollar für landwirtschaftliche Produkte.

Brasilien

Gegen Brasilien hat Trump mit die höchsten Zollaufschläge verkündet: 50 Prozent. Sie treten voraussichtlich am 6. August in Kraft. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva spricht von "Erpressung". Denn Trump will damit eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Brasilien beeinflussen. Die Anklage wirft dem Trump-Anhänger und früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro einen Putschversuch nach seiner Abwahl 2022 vor.

Kanada und Mexiko

Kanada drohen ab Freitag Aufschläge von 35 Prozent. Trump erklärte, die geplante Anerkennung eines Palästinenserstaats durch den G7-Staat mache ein Handelsabkommen "sehr schwierig". Trump macht vor allem Mexiko für die Verbreitung des Opioids Fentanyl in den USA verantwortlich. Der Präsident hatte in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) ein neues Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko geschlossen, das er nach seinem erneuten Amtsantritt im Januar teils aufkündigte.

China und andere

China hat noch keine Einigung mit der Trump-Regierung erzielt, beide Seiten signalisierten aber diese Woche den Willen zu fortgesetzten Verhandlungen. Andere Staaten müssen dagegen ab Freitag mit deutlich höheren Zöllen rechnen. Dazu gehören unter anderem Südafrika (30 Prozent), Laos und Myanmar (je 40 Prozent).

Sonderregelungen für Metalle

Für US-Importe von Kupfer greifen ab Freitag Aufschläge von 50 Prozent - allerdings laut einem neuen Trump-Dekret nur auf verarbeitetes Kupfer. Der Präsident begründet dies mit der strategischen Bedeutung des Metalls, unter anderem bei der Herstellung von Halbleitern, Flugzeugen und Munition. Auch die Sonderzölle auf Stahl- und Aluminium in Höhe von 50 Prozent bleiben trotz der Zolleinigungen bestehen.

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