Südkoreanische Polizei durchsucht Büros des K-Pop-Labels Hybe
Die südkoreanische Polizei hat Medien zufolge Büros in der Zentrale des bekannten K-Pop-Labels Hybe durchsucht. Mehreren Berichten zufolge werden dem Labelchef Bang Si-hyuk betrügerische Aktiengeschäfte vorgeworfen. Koreanische Medien sowie die Nachrichtenagentur Reuters berufen sich auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
Laut dem Magazin »Forbes« ist Bang einer der 20 reichsten Koreaner. Mit Popmusik werden in Südkorea Milliarden umgesetzt. Das 2005 von ihm gegründete Label Hybe managt unter anderem die weltbekannte K-Pop-Boyband BTS, die kürzlich erst ein Comeback verkündete, nachdem die Mitglieder ihren Militärdienst geleistet hatten. Vergangenes Jahr erschien außerdem eine Dokumentation, die den Castingprozess der globalen K-Pop-Girlband Katseye von Hybe begleitete. Die Gruppe wurde stark in sozialen Medien vermarktet.
Labelchef soll frühe Investoren getäuscht haben
Den Medienberichten zufolge ist die Staatsanwaltschaft auf Hinweis der südkoreanischen Finanzaufsichtsbehörde tätig geworden. Es geht um die Aktivitäten von Labelchef Bang vor dem Börsengang von Hybe im Jahr 2020. Bang ist demnach auch größter Anteilseigner des Labels.
Bang und drei weitere Führungskräfte werden den Medienberichten zufolge beschuldigt, Investoren getäuscht zu haben – darunter Risikokapitalgeber, die in den Aufbau der Firma investiert hatten. Angeblich waren diese durch irreführende Aussagen davon überzeugt worden, ihre Aktien vor dem Börsengang an eine durch Bang und die Manager kontrollierte Investmentgesellschaft zu verkaufen, heißt es. Nach dem Börsengang sollen Bang und die Manager von Aktienverkäufen profitiert haben.
Medienberichten zufolge soll Bang so umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro Profit gemacht haben.
Die Polizei von Seoul lehnte es ab, sich zu der Razzia zu äußern.
Hybe weist Vorwürfe zurück
Hybe verwies gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters auf seine frühere Erklärung, dass das Unternehmen bei den Ermittlungen uneingeschränkt mit den Behörden kooperiere, einschließlich der Polizei.
»Wir werden uns die nötige Zeit nehmen, um gründlich zu zeigen, dass der Börsengang in voller Übereinstimmung mit den Gesetzen und Vorschriften durchgeführt wurde«, erklärte Hybe demnach.
Die Branche wird immer wieder von Skandalen erschüttert, vor allem was die Arbeitsbedingungen der Girl- und Boygroups betrifft. So hatte die Musikerin Hanni Pham im vergangenen Jahr vor einem parlamentarischen Ausschuss unter Tränen über Mobbing am Arbeitsplatz berichtet. Ihre Gruppe, ursprünglich NewJeans genannt, war bei Hybe unter Vertrag und ist seit Längerem in einen Rechtsstreit mit dem Label verwickelt.
An K-Pop-Idole werden oft unvorstellbar hohe Anforderungen in Bezug auf ihr Verhalten gestellt. Es wird von ihnen erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit ein blitzsauberes Bild abgeben und »begehrbar« sind, also keine Partner oder Partnerinnen haben.
Labelchef Bang Si-Hyuk
Foto: Han Myung-Gu / WireImage