Postchef sieht auch Chancen durch Trumps Zölle
Der Logistik-Riese DHL hat ehrgeizige Wachstumspläne - trotz Zollchaos und Handelskonflikten. Im ntv-Interview erklärt Konzernchef Tobias Meyer, wie sich Trumps Zollpolitik auswirkt und welches "grundlegende Strukturthema" die künftige Bundesregierung dringend anpacken muss.
Postchef Tobias Meyer zufolge verursacht die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump nicht nur Belastungen, sondern bietet auch Chancen für den deutschen Logistik-Konzern. Die Zölle führten zu Verwerfungen der Lieferketten bei Kunden der DHL Group. "Wir helfen, die Lieferketten so aufzustellen, dass sie auch in einer so volatilen Zeit eben resilient, robust, aber auch gewinnbringend für unsere Kunden sind", sagt Vorstandschef Meyer im Interview mit RTL/ntv.
Gleichzeitig räumt Meyer ein, dass die aktuelle Situation für viele DHL-Kunden, vor allem aus dem produzierenden Gewerbe, belastend sei. "Für die ist die Komplexität eben sehr groß." Auch wenn manche Zölle reduziert worden seien, seien sie immer "noch gewaltig im historischen Vergleich und auch im Vergleich zu den Gewinnmargen" etwa in der Auto-Branche und in anderen Industrie-Zweigen.
Die DHL-Gruppe hat gerade Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Demnach konnte er zu Jahresbeginn trotz der globalen Unsicherheiten um die wirtschaftliche Entwicklung Umsatz und Gewinn leicht steigern. Dabei half auch das Sorgenkind des Konzerns, das deutsche Brief- und Paketgeschäft, das von der Porto-Erhöhung profitierte. Die neuen US-Zölle haben sich im abgelaufenen Quartal noch nicht niedergeschlagen.
Trotz des sich verschärfenden Handelskonflikts und anderer geopolitischer Risiken hält Meyer am Ziel fest, den Umsatz der DHL Group bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu steigern. "Was wir jetzt erst mal verzeichnen, ist einen guten Start ins Jahr 2025 und das weltweit", sagte Meyer im Interview mit RTL/ntv. Das Quartalsergebnis sei "vielleicht sogar ein bisschen besser", als was er erwartet habe.
Sorgen bereitet dem DHL-Chef der Wirtschaftsstandort Deutschland. Europa sei schon in den vergangenen Jahren "nicht mit starken Wachstumsraten gesegnet" gewesen. Besonders der hohe Bürokratieaufwand bremse Investitionen. "Wir müssen vor allen Dingen das mit der Bürokratie einfach hinkriegen." Das sei Voraussetzung dafür, dass "Unternehmer auch mehr Lust haben auf Investieren". Die Bundesregierung sieht Meyer dabei ebenso in der Pflicht wie die EU-Institutionen. Ein Problem in Deutschland sei insbesondere der Föderalismus, den er zwar einerseits sehr schätze. Der Föderalismus sei aber "kein Freund der Effizienz". Er gehöre zu den "grundlegenden Strukturthemen in Deutschland, die wir jetzt angehen müssen."