Hamstereffekt lässt US-BIP einbrechen
Ende vergangenen Jahres war die US-Wirtschaft noch auf einem soliden Wachstumskurs. Im ersten Quartal 2025 bricht das Wachstum noch stärker ein als befürchtet. Grund ist wohl ein Einmaleffekt. Trumps Zölle wird die US-Wirtschaft erst in einigen Monaten voll zu spüren bekommen.
Ein massiver Anstieg der amerikanischen Importe im ersten Quartal hat zum Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geführt. Laut Schätzung des US-Handelsministeriums schrumpfte die größte Volkswirtschaft der Welt in den Monaten Januar bis März 2005 aufs ganze Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent. Das ist zum einen ein steiler Absturz gegenüber einem Wachstum von 2,4 Prozent im Vorquartal. Zum anderen übertrifft der Wert die Befürchtungen vielen Ökonomen. Die Wirtschaftsexperten hatten Umfragen zufolge lediglich einen Rückgang des Wachstums auf plus 0,3 bis 0,4 Prozent befürchtet.
Verantwortlich für den überraschend drastischen Einbruch ist die Reaktion amerikanischer Importeure auf Trumps Zollpolitik. In Erwartung der von US-Präsident Donald Trump angekündigten massiven Steuern auf nahezu alle Arten von Einfuhren haben Unternehmen in den USA ihre Importe teils drastisch erhöht, um ihre Lagerbestände so weit wie möglich zu erhöhen. Dadurch waren die Importe der USA im März auf mehr als 340 Milliarden Dollar gestiegen und das Handelsdefizit - also die Differenz aus Exporten minus Importe - auf einen Rekordwert von 162 Milliarden Dollar. Bei der Berechnung der Wirtschaftsleistung in Form des BIP werden Handelsdefizite als sogenannter "negativer Außenbeitrag" abgezogen.
Zwar ist Trump mit seiner Zollpolitik für diesen Hamstereffekt der Importeure verantwortlich. Da es sich jedoch um einen Einmaleffekt handeln dürfte, ist die Aussagekraft für die Entwicklung der US-Wirtschaft im Gesamtjahr begrenzt. Ökonomen hatten zuletzt ihre Prognosen für das amerikanische Wachstum aufgrund der zu erwartenden negativen Auswirkungen der Zölle deutlich gesenkt. Laut einer Reuters-Umfrage gingen zuletzt knapp die Hälfte der teilnehmenden Experten von einer Rezession in den USA in den nächsten zwölf Monaten aus.
Die direkten negativen Auswirkungen von Trumps Zöllen dürfte die amerikanische Wirtschaft erst in einigen Monaten voll zu spüren bekommen, wenn importierte Waren und Vorprodukte sich teils extrem verteuern oder gar nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Gegenzölle anderer Länder könnten die Probleme zusätzlich verschärfen. Zwischenzeitlich könnte es beim BIP allerdings auch zu einem positiven Statistik-Effekt kommen, wenn die nun mit zusätzlichen Importen aufgestockten Lagerbestände abgebaut werden und das Handelsdefizit kurzfristig zurückgeht.
Auch wenn die aktuellen Zahlen nur einen begrenzten Einblick in die tatsächliche Lage der US-Wirtschaft geben, sei der mittelfristige Ausblick schlecht, warnt Stephan Bales, Ökonom bei der KFW. "Frühindikatoren wie das Konsumentenvertrauen und die Investitionsbereitschaft deuten klar auf eine weitere Abkühlung hin", so Bales. "Die ungeschönte Bremswirkung von Trumps Wirtschaftspolitik dürfte sich ab Mitte des Jahres noch viel deutlicher zeigen."