Gefährdet Trump mit seinen Zöllen die Weihnachtsbescherung?

Der Artikel der »New York Times«  klingt drastisch. »Die Chinazölle von Präsident Trump bedrohen Weihnachten«, heißt es da bereits im April. Während in Deutschland wegen des Zollkriegs die Furcht vor einer Schwemme an Billigprodukten aus China herrscht, beginnen die USA unter ausbleibenden Lieferungen, Knappheit oder zumindest teuren Preisen bei Waren aus dem Reich der Mitte zu leiden. Und ein Großteil des Spielzeugs und der Dekoartikel kommt genau dorther.

Bislang hatte der globale Handel auf die Zollankündigungen unterschiedlich reagiert. Viele versuchten noch durch vorgezogene Lieferungen, den Hürden zuvorzukommen . Als US-Präsident Donald Trump dann seine Pläne für einen Großteil der Länder erst mal aussetzte, beruhigte sich die Lage vielerorts. Für das Geschäft mit China dagegen gelten in den USA weiterhin teils enorme Einfuhrzölle von insgesamt bis zu 145 Prozent.

»Eingefrorene Lieferkette«

Für Spielzeughändler und -hersteller in den USA hat das bereits konkrete Folgen. »Es gibt keine einzige Fabrik in den USA, die Haare für Puppen herstellen kann«, ärgerte sich kürzlich der Chef von MGA Entertainment, einem Hersteller von Modepuppen aus Los Angeles, im »Economist «. »Was soll ich denn machen? Glatzköpfige Puppen verkaufen?«, fragt sich Isaac Larian, der unter anderem Walmart und Target beliefert.

MGA hat demnach bereits damit begonnen, einen großen Teil seiner Produktion nach Indien, Vietnam und Indonesien zu verlagern. Bislang stammt sie zu mehr als 60 Prozent aus China. Ob solch eine Verlagerung reicht? »Es gibt so viel Ungewissheit«, klagte Larian bereits vor Wochen.

Die Sorgen gehen inzwischen so weit, dass offenbar viele größere Unternehmen in der Spielzeugindustrie wegen der Zölle Aufträge stornieren. Rund die Hälfte erwäge gar, ihr Geschäft aufzugeben, falls die Zölle bestehen bleiben sollten, heißt es in der »New York Times« unter Berufung auf eine Umfrage des Branchenverbands Toy Association unter 410 Herstellern.

Mit Blick auf Weihnachten drängt die Zeit. Üblicherweise wird dafür bereits Monate im Voraus produziert. »Wir haben eine eingefrorene Lieferkette, die das Weihnachtsgeschäft gefährdet«, sagte Greg Ahearn von der Toy Association der Zeitung zufolge. »Wenn wir nicht bald mit der Produktion beginnen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es in dieser Weihnachtssaison zu einer Spielzeugknappheit kommt.«

Klar ist auch: Für Verbraucherinnen und Verbraucher wird es teuer. Hersteller und Händler reichen Aufschläge traditionell weiter. Bereits vor Wochen hatte Produzent Larian geschätzt, dass sich der Preis mancher seiner Puppen bis zur Weihnachtssaison verdoppeln könnte.

So mancher Einzelhändler fürchtet angesichts dieser Aussichten um seine Marge. Wie heikel die Preisgestaltung ist, machte diese Woche ein Vorstoß des Onlinehändlers Amazon deutlich. Er erwog, die Trump-Zölle bei Verkäufen künftig transparent auszuweisen – sehr zum Ärger des Weißen Hauses.

Das könnte Ihnen auch gefallen