EuGH verbietet Werbeaussagen zu pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln
Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln müssen in Europa künftig strengere Regeln beachten. Ungeprüfte gesundheitsbezogene Angaben zu sogenannten Botanicals, also pflanzlichen Inhaltsstoffen, seien bis auf Weiteres verboten, urteilte der Europäische Gerichtshof in Luxemburg. Das Verbot gelte so lange, bis die EU-Kommission die werblichen Aussagen geprüft und in die dafür vorgesehene Liste aufgenommen habe, so der EuGH.
Konkret ging es um ein Verfahren gegen die Hamburger Firma Novel Nutriology. Sie bewarb ein Nahrungsergänzungsmittel damit, dass es ein stimmungsaufhellendes Safranextrakt sowie ein Melonensaftextrakt enthalte, das Stressgefühle und Erschöpfung abbaue. Der Verband Sozialer Wettbewerb sah darin eine unzulässige gesundheitsbezogene Angabe und klagte.
Eigentlich regelt eine Liste der EU, welche gesundheitsbezogenen Angaben zulässig sind. Sie schreibt zum Beispiel vor, wann genau die Aussage rechtens ist, dass das Vitamin Biotin zu einer normalen Funktion des Nervensystems beiträgt.
Anträge, Werbeaussagen zu sogenannten Botanicals in diese Liste aufzunehmen, wurden von der zuständigen Behörde allerdings in großer Zahl abgelehnt – nicht zuletzt mangels Studien. In der Folge setzte die Kommission die Prüfung von Aussagen zu »Botanicals« auf Eis. Verbraucherschützer kritisierten, dass dadurch eine Grauzone entstanden sei.
»Selbst wenn einige Inhaltsstoffe grundsätzlich wirksam sind, sind die Dosen im Nahrungsergänzungsmittel oft viel zu gering«, sagt Heike Silber von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Sie beklagt, dass gerade durch Nahrungsergänzungsmittel mit anerkannten Arzneipflanzen nicht erfüllbare Erwartungen geweckt würden.
Die Richterinnen und Richter in Luxemburg sahen das, ohne weitere Belege, offenbar ähnlich.
Gesunde Menschen, die sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, benötigen nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin in der Regel gar keine Nahrungsergänzungsmittel. Eine repräsentative BfR-Studie aus dem vergangenen Herbst zeigte aber, dass 77 Prozent der etwa 1000 Befragten in den letzten zwölf Monaten Nahrungsergänzungsmittel einnahmen. 63 Prozent davon sogar wöchentlich.
Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate boomen seit Jahren
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