Pogačar attackiert, attackiert und attackiert. Und gewinnt wieder nicht
Mathieu van der Poel hat ein dramatisches Duell der Radsport-Giganten gegen Tadej Pogačar gewonnen und zum zweiten Mal bei Mailand-Sanremo triumphiert. Der Ex-Weltmeister aus den Niederlanden setzte sich bei der 116. Auflage des längsten Klassikers nach 289 Kilometer im Sprint auf der Via Roma vor dem Italiener Filippo Ganna und dem slowenischen Weltmeister Pogačar durch.
Pogačar (UAE Team Emirates), dem der Titel bei der Primavera noch fehlt, hatte am Poggio-Anstieg kurz vor dem Ziel mehrmals attackiert, konnte aber seinen Rivalen van der Poel (Alpecin-Deceuninck) nicht abschütteln. Im Finale auf ebener Strecke war der 30-Jährige dann der schnellere und siegte wie schon 2023.
Der Sieg bleibt ein Sehnsuchtsziel
»Es ist das Rennen, das mich noch ins Grab bringen wird. Ich bin so nah dran, aber es ist so weit weg. Es ist unglaublich«, hatte Pogačar im Winter in einem Podcast über den Klassiker gesagt. Der Tour-de-France-Sieger von 2020, 2021 und 2024 gilt als einer der dominantesten Radsportler der vergangenen Jahre, aber auf den Premierensieg bei Mailand-Sanremo muss er nun mindestens ein weiteres Jahr warten.
Der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister Ganna (Ineos Grenadiers) konnte auf der letzten Abfahrt zum Duo aufschließen und schob sich zwischen die beiden Topstars. Vorjahressieger Jasper Philipsen (Belgien) war nach seinem schweren Sturz beim Eintagesrennen Nokere Koerse am Mittwoch chancenlos.
Für van der Poel war es nach drei Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und zwei Erfolgen bei Paris-Roubaix der siebte Erfolg bei einem der fünf Radsport-Monumente. Im Gegensatz zu Pogačar hat er noch nicht bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt triumphiert.
Viele Attacken, aber Pogačar kommt nicht weg
Erst auf der Anfahrt zur Cipressa kam reichlich Bewegung ins Rennen, Pogačar machte mit seinem UAE-Team das Rennen an der Spitze brutal schnell – und attackierte dann rund 24 Kilometer vor dem Ziel am neuralgischen Anstieg. An der Cipressa hatte letztmals 1996 ein Angriff Erfolg, und auch Pogačar kam diesmal nicht allein weg, van der Poel blieb an seinem Hinterrad, auch Ganna kam mit.
Profis aus Deutschland hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Deutsche Fahrer spielten zuvor in der langen Geschichte der Primavera oft eine zentrale Rolle. Erik Zabel siegte viermal (1998, 1998, 2000, 2001). Öfter waren nur Eddy Merckx (7) und Constante Girardengo (6) erfolgreich. Zudem triumphierten Rudi Altig (1968), Gerald Ciolek (2013) und John Degenkolb (2015).
Pogačar: Blumen für Platz drei
Foto: Marco Bertorello / AFP