Tote und Dutzende Verletzte nach russischen Angriffen auf Kiew

Trotz des Drucks aus Washington setzt Russland seine Luftangriffe auf die Ukraine mit unverminderter Härte fort. In Kiew kommen in der Nacht mindestens sechs Menschen ums Leben. Viele weitere Personen müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Bei russischen Angriffen auf Kiew sind in der Nacht nach ukrainischen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Unter den Toten sei auch ein sechsjähriger Junge, erklärte der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, Tymur Tkatschenko. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte. 26 der Verletzten wurden demnach in Krankenhäuser eingeliefert. Klitschko schrieb von neun verletzten Minderjährigen - das sei die höchste Zahl verletzter Minderjähriger in einer Nacht in Kiew seit Kriegsbeginn.

Nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko wurden die Stadtteile Swjatoschynskyj und Solomjanskyj am schlimmsten von den Drohnen- und Raketenangriffen getroffen. In weiteren Stadtteilen wurden laut Klitschko die Fenster einer Kinderstation in einem Krankenhaus durch eine Druckwelle herausgesprengt sowie eine Schule und ein Kindergarten beschädigt. Zudem sei eine weitere Lehreinrichtung getroffen worden, teilte der Katastrophenschutz mit.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzten die russischen Streitkräfte in der Nacht insgesamt 309 Kampfdrohnen und 8 Marschflugkörper des Typs Iskander-K ein. 288 Drohnen und 3 Marschflugkörper seien abgeschossen oder durch elektronische Flugabwehr zum Absturz gebracht worden. Einschläge habe es an 12 Orten gegeben, teilte die Luftwaffe auf Telegram mit. Auch herabfallende Trümmer von Angriffskörpern können jedoch Schäden verursachen.

"Heute hat die Welt erneut Russlands Antwort auf unseren Wunsch nach Frieden gesehen, den wir mit Amerika und Europa teilen", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in den sozialen Netzwerken. Sein Außenminister Andrij Sybiha forderte eine Erhöhung des Drucks auf Moskau, um die Angriffe zu beenden. Der russische Präsident Wladimir Putin habe kein Interesse daran, "das Töten zu beenden", erklärte Sybiha auf X. "Es ist Zeit für maximalen Druck auf Moskau." US-Präsident Donald Trump "war bisher sehr großzügig und geduldig mit Putin dabei, eine Lösung zu finden".

Die russischen Angriffe auf die Ukraine dauern trotz des zunehmenden Drucks aus Washington unvermindert an. US-Präsident Trump hatte Russland am Dienstag nach seinen Worten "noch zehn Tage" Zeit gegeben, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Zuvor hatte er Mitte Juli eine 50-Tage-Frist ausgegeben. Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine brachten bisher keine Fortschritte.

Ukrainische Drohnenangriffe auf Russland

Russland meldete seinerseits ukrainische Luftangriffe. In der Region Pensa lösten ukrainische Drohnen einen Brand auf dem Gelände eines Industriebetriebs aus, wie Gouverneur Oleg Melnitschenko, mitteilte. Schäden oder Verletzte gebe es nicht. Details zu dem Betrieb nannte Melnitschenko nicht. Einem russischen Nachrichtenkanal bei Telegram zufolge gibt es in Pensa ein Elektronik-Unternehmen, das Computertechnik für das russische Verteidigungsministerium herstellen soll, sowie einen Rüstungsbetrieb.

Im Gebiet Wolgograd kam es nach Angaben der russischen Eisenbahngesellschaft wegen herabfallender Drohnentrümmer zu Verspätungen von bis zu sechs Stunden. Der Luftfahrtbehörde Rosawiazija zufolge gab es zudem vorübergehende Einschränkungen an den Flughäfen Wolgograd und Saratow. Im Zusammenhang mit ukrainischen Drohnenangriffen kommt es in Russland immer wieder zu Einschränkungen an Flughäfen.

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