Die geheime Spenderliste von Andreas Scheuer
Andreas Scheuer steht für einen der größten Politskandale der vergangenen Jahre: das Debakel um die Pkw-Maut. Trotzdem stand er bei Wahlkampfspendern hoch im Kurs.
Mindestens 132.000 Euro flossen 2021 in die Kampagne des damaligen Bundesverkehrsministers. Das geht aus einer geheimen Liste hervor, die dem SPIEGEL vorliegt. Viele der Geldgeber waren im Verkehrssektor tätig. Ausgerechnet.
Ein Rechercheteam hat die Spenderliste ausgewertet, mit CSU-Insidern gesprochen und zahlreiche interne Dokumente eingesehen, insbesondere aus dem Bundesverkehrsministerium. Die Briefe, E-Mails und Kalendereinträge offenbaren, wie eng die Kontakte des Ministers zu denjenigen waren, die seinen Wahlkampf bezahlten.
Die Unterlagen zeigen zudem, wie deutsche Unternehmer und ihre Vertreter einen Bundesminister umgarnten. Hat sich Scheuer von den Zahlungen beeinflussen lassen?
Er selbst sagt zu einzelnen Spenden nichts. Sein Anwalt wirft dem SPIEGEL eine »Skandalisierung von Sachverhalten« vor, die »mit der Rechtsordnung und dem Parteiengesetz im völligen Einklang stehen und von der Rechtsordnung sogar gewünscht sind«.
Die CSU erklärt, sie halte sich »streng« an das Parteiengesetz. Die Firmen legen auf Anfrage Wert auf die Feststellung, dass die Spenden nichts mit dem Geschäftlichen zu tun hatten.
Der SPIEGEL-Podcast »Firewall« erzählt, wie Wahlkampfspender sich offensiv mit ihren Anliegen in Scheuers Ministerium meldeten. Und er rekonstruiert, wie Scheuer mit der Pkw-Maut scheiterte und zum unbeliebtesten Minister des Landes wurde. Heute baut er sich eine zweite Karriere in der Wirtschaft auf. Und wieder unterstützen ihn einige seiner damaligen Gönner.
Hören Sie hier die Folge:
Über diesen Podcast
Wenn Systeme versagen, wollen alle wissen: Wie war das möglich? Darum geht’s bei »Firewall«.
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Gemeinsam mit SPIEGEL-Reporterinnen und -Reportern sucht Host Sandra Sperber nach Schwachstellen in Systemen und findet die, die sie ausnutzen.
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