Gute Laune an der Grenze
1. Ab nach Kopenhagen!
Wo auf der Welt lässt es sich besonders gut leben? Das haben sich Experten der Deutschen Bank gefragt und deshalb untersucht, was man sich in unterschiedlichen Großstädten der Welt von seinem Einkommen leisten kann. Dazu haben sie sich ein paar Parameter überlegt, die man halbwegs objektiv vergleichen kann: Mietpreise etwa, Transportkosten und wie teuer ein Cappuccino ist. 69 Metropolen haben sie sich vorgenommen, von Abu Dhabi bis Zürich. Aus Deutschland sind München, Berlin und Frankfurt dabei.
Wenn man so rechnet, ist die Lebensqualität in Luxemburg am größten, dahinter folgen Kopenhagen, Amsterdam, Wien und Helsinki. Frankfurt belegt recht überraschend Platz sieben des Rankings. Die Mainmetropole sei einerseits ein Finanzzentrum, heißt es, das Leben verlaufe dort aber geruhsamer als in anderen vergleichbaren Orten.
Heimlicher Sieger ist aber vielleicht die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Denn die wurde erst Mitte Juni in einer anderen Rangliste der lebenswertesten Städte zum Sieger gekürt. (Hier mehr dazu.)
Scheint so, als sollte man dort dringend mal Urlaub machen. Wie praktisch, dass die Deutsche Bahn heute angekündigt hat, dass man bald mit dem Zug von Berlin nach Kopenhagen durchfahren kann, in sieben Stunden. (Lesen Sie hier mehr.)
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2. Männlich, um die 40, polytox
2137 Frauen und Männer sind laut Bericht des Drogenbeauftragten der Bundesregierung im vergangenen Jahr an den Folgen übermäßigen Drogenkonsums gestorben.
Das sind 90 weniger als im Vorjahr. Die meisten Toten seien männlich und um die 40 gewesen; häufig habe eine Kombination mehrerer Rauschgifte zum Tod geführt.
Neuer Bundesdrogenbeauftragter ist Hendrik Streeck (CDU). Im vergangenen Jahr musste Streecks Vorgänger einen historischen Höchststand bei den Drogentoten vermelden. Die Zahlen hatten sich innerhalb von zehn Jahren auf über 2200 Tote verdoppelt. »Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik«, sagte Streeck. »Einzelne Ausbrüche, neue Substanzen, schnelle Verbreitung, lückenhafte Datenlage – und ein System, das zu träge ist, um rechtzeitig zu reagieren.«
Streeck wurde als Arzt und Virologe während der Coronapandemie bekannt. Heute sitzt er für die CDU im Bundestag. Mein Kollege Tobias Großekemper recherchiert immer wieder zur Drogenpolitik. Ihm zufolge hat das Amt des Bundesdrogenbeauftragten nur bedingt Gestaltungsspielraum – und kaum Geld. »Streeck kann der Drogenpolitik eine Richtung geben, Themen und Impulse setzen, Menschen vernetzen, für Austausch sorgen«, schreibt er. »Was er daraus macht, wird sich zeigen.«
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3. Ab heute wird kontrolliert
Vergangene Woche erst hatte Polen verschärfte Kontrollen an den Grenzen zu Deutschland und Litauen angekündigt, seit Mitternacht gelten die neuen Regeln. Wer über die Grenze will, muss ab jetzt seinen Pass bereithalten. Polens Ministerpräsident Donald Tusk will mit den vorübergehenden Kontrollen den, wie er sagte, »unkontrollierten Strom von Migranten hin und zurück« begrenzen.
Es ist ein Zeichen an die Rechten im eigenen Land. Und eine Antwort auf Deutschlands Grenzpolitik: Seit Oktober 2023 führt die Bundespolizei stichprobenartig Kontrollen an den deutschen Grenzen durch, auf Weisung von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) wurden sie im Mai noch einmal intensiviert.
Meine Kollegin Maria-Luisa Kotsev war heute Morgen an der Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice. Dort traf sie auf gut gelaunte Grenzbeamte – und sechs weitere Reporterinnen und Reporter, die über die Lage vor Ort berichten wollten. Sonst sei nicht besonders viel los gewesen, berichtet Maria. Das sei aber auch keine Überraschung, denn morgens fahre die Mehrheit der Pendler zum Arbeiten nach Deutschland, erst abends gehe es zurück. Nennenswerte Staus gab es wohl aber auch deshalb nicht, weil viele Leute aus Vorsicht ihr Auto lieber zu Hause stehen ließen und zu Fuß zum Einkaufen oder zum Friseurtermin über die Brücke nach Polen spazierten. Dass wegen der Grenzkontrollen jetzt weniger Menschen aus Deutschland nach Polen reisen, glaubt vor Ort offenbar keiner. Zigaretten und Benzin sind in Polen so viel günstiger als hierzulande, dass es sich lohnt, dafür im Stau zu stehen.
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Was heute sonst noch wichtig ist
Gericht erlässt Haftbefehl gegen mutmaßlichen ICE-Angreifer: Er hatte in einem Zug nach Wien mehrere Mitreisende angegriffen: Nun gibt es einen Haftbefehl gegen den 20 Jahre alten Mann. Ihm wird gefährliche Körperverletzung in vier Fällen vorgeworfen.
Vulkan stößt 18 Kilometer hohe Aschesäule aus: Auf der indonesischen Insel Flores ist ein Vulkan ausgebrochen und hat eine mächtige Aschewolke in den Himmel entsandt: Die Eruption dauert noch an, es ist unklar, ob es Opfer gab. Erste Fluglinien haben bereits Verbindungen nach Bali gestrichen.
Berliner Polizei muss Razzien wegen überfüllter Asservatenkammer vertagen: Die zentrale Asservatenkammer ist voll und geschlossen. Auch in anderen Lagerräumen wird es eng. Deshalb will die Berliner Polizei nun einzelne Durchsuchungen verschieben. Zeitkritische Einsätze sollen aber stattfinden.
Studentischer Dachverband und GEW schwärzen Deutschland bei der Uno an: Zu wenig für zu wenige: Die GEW und der studentische Dachverband fzs monieren, dass das Bafög in Deutschland nicht mit dem Uno-Sozialpakt konform geht, und fordern eine völkerrechtliche Überprüfung.
Mein Lieblingsinterview heute: »Ich spürte großen Druck, mich zu outen«
2015 landete Star-DJ Felix Jaehn mit dem Song »Cheerleader« in 55 Ländern auf Platz eins der Charts. Inzwischen hat er insgesamt knapp 250 Gold-, Platin- und Diamant-Auszeichnungen. Dann tauchte er plötzlich ab. Nach einem Jahr Funkstille ist Jaehn wieder da und identifiziert sich nun als nicht-binär. Als Privatperson werde der Vorname Fee präferiert, das Musikprojekt solle weiterhin »Felix Jaehn« heißen. Meine Kollegin Carola Padtberg hat mit Jaehn darüber gesprochen, was in der Zwischenzeit passiert ist.
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: »Ich musste wieder aufs Leben klarkommen, mich umkrempeln, sortieren«
Was heute weniger wichtig ist
Aus der Traum: Beim Auftaktspiel der Deutschen Mannschaft bei der Frauen-Fußball-EM am Freitag verletzte sich Kapitänin Giulia Gwinn, 26, und verließ unter Tränen das Spielfeld. Nun hat sie sich zum ersten Mal zu ihrem EM-Aus geäußert: »Fußball, du lässt einen fliegen und manchmal auch ganz tief fallen«, schrieb Gwinn bei Instagram. »Kapitänin beim EM-Auftakt, voller Stolz, voller Glaube und Überzeugung. So viel investiert, so groß geträumt. Und dann zerfällt alles in Minuten.«
Mini-Hohl
Bildunterschrift zu einem Bett mit Bettkasten in einer Beilage der »Stuttgarter Nachrichten«: »Praktisch: Dank Schubladen unter dem Bett entsteht Staubraum.«
Hier finden Sie den ganzen Hohl.
Cartoon des Tages
Und heute Abend?
Einige Bundesländer haben schon Sommerferien, etwa Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und das Saarland. Andere müssen noch ein paar Wochen warten. Wenn Sie viel lesen, haben Sie wahrscheinlich schon eine Idee, welche Bücher Sie in den Urlaub mitnehmen wollen. Sonst gibt es hier einen Tipp: Der Historiker Valentin Groebner hat mit »Abgefahren« ein schmales Buch über die Paradoxien von Urlaubsreisen geschrieben. Darüber etwa, dass man die anderen Touristen so hasst, obwohl man selbst einer ist. Mein Kollege Tobias Becker hat es gelesen und ist begeistert: »Gäbe es mehr solche Bücher, müssten alle vielleicht seltener wegfahren.« (Hier mehr darüber ).
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihre Laura Backes, Autorin
Kopenhagen in Dänemark: Spitzenplatz im Städteranking
Foto:Steffen Trumpf / dpa / dpa-tmn
Bundesdrogenbeauftragter Streeck: Nicht immer gleich mit Verboten kommen
Foto:Michael Kappeler / dpa
Polnischer Militärpolizist, Grenzschützer bei Kontrolle am Grenzübergang zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice: Kombis, Kleinbusse und Lastwagen werden kontrolliert
Foto: Lisi Niesner / REUTERSDJ Jaehn: »Ich wollte diese Zerrissenheit loswerden«
Foto:Niklas van Schwarzdorn
Giulia Gwinn nach ihrer Verletzung im Spiel gegen Polen
Foto:Markus Fischer / Passion2Press / IMAGO
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Thomas Plaßmann