Russland soll Bomber auf Luftwaffenstützpunkt verstecken
Der Ukraine gelingt am vergangenen Wochenende ein spektakulärer Schlag gegen Russlands Militär. Teils Tausende Kilometer von der Grenze entfernt, werden mehrere russische Langstreckenbomber zerstört. Jetzt soll Russland laut einem Bericht Konsequenzen aus der Attacke ziehen.
In Reaktion auf die ukrainische Geheimoperation "Spinnennetz" soll Russland strategisch wichtige Kampfflugzeuge auf mehrere Standorte verteilt haben. Einer der Tu-160-Bomber sei vom Luftwaffenstützpunkt Belaja etwa 85 Kilometer nordwestlich der sibirischen Stadt Irkutsk auf einen Luftwaffenstützpunkt beim Flughafen Ugolny verlegt worden. Das berichtet das ukrainische Medien- und Beratungsunternehmen "Defence Express". Demnach liegt der Stützpunkt in der Nähe der Stadt Anadyr, der Hauptstadt des dünn besiedelten Gebietes Tschukotka im äußersten Nordosten Russlands und ist mehr als 6700 Kilometer entfernt von der Ukraine.
Der Ukraine war es nach eigenen Angaben vor einer Woche gelungen, mit der Geheimoperation "Spinnennetz" mehrere russische Langstreckenbomber in Sibirien auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Belaja zu zerstören oder schwer zu beschädigen - mehr als 4300 Kilometer von der Front entfernt. Demnach waren zuvor Drohnen versteckt unter Dächern von Holzschuppen in die Nähe der Bomber gebracht worden. Russland sprach von Drohnenangriffen auf Flughäfen in Murmansk, Irkutsk, Iwanowo, Tjasan und der Amur-Region.
Russland versuche nun auf diese Weise, "seine wirklich wertvollen Bomber vor möglichen Angriffen durch ukrainische Drohnen zu verstecken", heißt es in dem Bericht weiter. Bei den verlegten Kampfflugzeugen soll es sich um schwere strategische Bomber vom Typ Tupolew Tu-160 handeln, die mit Atomwaffen ausgerüstet werden könnten. Der Bericht beruft sich in seiner Analyse auf Satellitenbilder der NASA und Informationen der Satellitenaufklärung AviVector. Auf deren Account bei X wurden Satellitenbilder veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass die Russen auch zwei strategische Bomber vom Typ Tu-160 vom Luftwaffenstützpunkt Engels in der Region Saratow zu diesem abgelegenen Luftwaffenstützpunkt geflogen haben.
Die Besonderheit des Luftwaffenstützpunkts Anadyr bestehe laut "Defence Express" darin, dass ein Lastwagen mit Drohnen ihn aufgrund der fehlenden Zufahrtsstraße nicht erreichen könne, wie bei der Operation "Spinnennetz" der Ukraine geschehen. Den Experten von "Defense Express" zufolge ist es unwahrscheinlich, dass Russland die Tu-160 von diesem Luftwaffenstützpunkt aus für Angriffe auf die Ukraine einsetzen kann. Der einzige wirkliche Grund für eine solche Verlagerung sei, die Flugzeuge vor möglichen ukrainischen Angriffen auf sie zu verstecken. Zuvor sei dieser Flugzeugtyp aktiv für Angriffe auf die Ukraine eingesetzt worden.
Zerstörte Bomber schwer zu ersetzen
Russland wird nach Einschätzungen westlicher Luftfahrtexperten viele Jahre für den Ersatz der bei einem ukrainischen Drohnenangriff getroffenen, strategischen Kampfjets brauchen. Diese Verluste "werden eine zentrale Kraft der russischen Armee, die bereits mit maximaler Auslastung operierte, stark unter Druck setzen", sagte Justin Bronk, Luftfahrtexperte der Londoner Denkfabrik Rusi.
Trotz der Verluste geht der deutsche Generalmajor Christian Freuding aber nicht von unmittelbar weniger russischen Angriffen auf die Ukraine aus. Moskau besitze immer noch 90 Prozent seiner strategischen Bomber, die neben Bomben auch ballistische und Marschflugkörper abwerfen könnten, sagt Freuding in einem YouTube-Podcast.