Größtes Monats-Minus seit 13 Jahren beim Tagesgeld
Heute steht erneut ein EZB-Zinsentscheid an. Ökonomen rechnen mit einer Zinspause. Der Einbruch beim Tagesgeld hat sich unabhängig davon in den letzten Wochen weiter verschärft. Bei langfristigen Festgeldern ist hingegen eine Gegenbewegung erkennbar.
Parken Banken und Sparkassen Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB), erhalten sie derzeit dafür noch 2,00 Prozent Zinsen. Heute steht erneut ein Zinsentscheid der Notenbanker an.
Die Talfahrt der Tagesgeldzinsen hat sich in den letzten Wochen nochmals beschleunigt. Im Juni verzeichneten die Durchschnittszinsen mit einem Rückgang von 1,27 auf 1,19 Prozent den stärksten Einbruch seit 13 Jahren und sind seitdem sogar noch weiter gefallen. Bei bundesweit aktiven Banken erhalten Sparer aktuell im Schnitt nur noch 1,17 Prozent Zinsen auf ihr Erspartes. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Zinsanalyse des Vergleichsportals Verivox, für die rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet wurden.
Tagesgeld: Historischer Einbruch
So einen starken Einbruch in nur einem Monat hat es seit Juli 2012 nicht mehr gegeben. In dem Monat hatte die Europäischen Zentralbank (EZB) ihren Einlagezins auf 0 Prozent gesenkt und damit den Beginn des darauffolgenden Null- und Negativzinszeitalters eingeläutet.
"Nachdem die Tagesgeldzinsen zuvor über einen langen Zeitraum eher moderat gesunken waren, hat sich die Dynamik seit einigen Monaten spürbar verschärft", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Anfang Februar standen die Zinsen noch bei 1,56 Prozent und sind seitdem im Marktdurchschnitt um rund ein Viertel eingebrochen.
Auch bei den regionalen Kreditinstituten sind die Tagesgeldzinsen zuletzt weiter gesunken. Infolgedessen müssen sich Sparerinnen und Sparer dort im Durchschnitt nach wie vor mit wesentlich niedrigeren Zinsen begnügen: Genossenschaftsbanken wie die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken zahlen durchschnittlich 0,43 Prozent. Bei den Sparkassen bekommen Anleger mit 0,39 Prozent sogar noch weniger. Zum Vergleich: Trotz der massiven Zinssenkungen der letzten Monate sind die Durchschnittszinsen bei den überregionalen Banken mit 1,17 Prozent noch immer rund drei Mal so hoch.
Wer Angebote vergleicht, kann sich aber noch wesentlich attraktivere Konditionen sichern. Aktuell gibt es auch unter deutschen Banken noch zwei Geldhäuser mit Tagesgeldzinsen in Höhe von 3 Prozent und mehr (Norisbank, Comdirect).
Tagesgeldkonten im Vergleich
Gegenbewegung bei langfristen Festgeldern
Bei den Festgeldzinsen deutet sich die Trendwende bereits an: Während die Zinsen bei Anlagen mit kürzeren Laufzeiten noch immer leicht sinken, ist bei langfristigen Festgeldern schon eine Gegenbewegung erkennbar.
Die Zinsen bundesweit verfügbarer Anlagen mit fünf Jahren Laufzeit bewegen sich seit April kaum von der Stelle und stehen aktuell bei 2,09 Prozent. Bei zehnjährigen Festgeldern sind die Zinsen im selben Zeitraum sogar um 0,1 Prozentpunkte auf aktuell 2,26 Prozent gestiegen.
Festgeldkonten im Vergleich