Unklare Gemengelage bei Aktien - wie jetzt investieren?
Die wichtigsten Börsenindizes notieren nur wenig unter ihren Allzeithochs. Jetzt könnte eine Seitwärtsbewegung folgen. Denn die Argumente pro und contra Aktien halten sich die Waage.
Aktienanleger bewegen sich derzeit in einem schwierigen Umfeld. In der Ferienzeit fallen die Handelsumsätze traditionell gering aus, wodurch die Börsen anfällig für Ausschläge nach oben und unten werden. Erschwerend kommt hinzu, dass es einerseits gute Gründe für die Fortsetzung der Rally gibt, andererseits aber ebenso überzeugende Argumente für eine Korrektur.
Das wahrscheinlich schwerwiegendste Argument pro Aktien lautet, dass es derzeit nicht danach aussieht, als würden die USA einen Zollkrieg mit dem Rest der Welt beginnen. US-Präsident Donald Trump setzt offenbar auf wachsweiche Handelsabkommen, die er Anlegern und Wählern als großartige Deals präsentiert. Zumindest die Börsianer haben einen eskalierenden Zollkonflikt bereits ausgepreist. Das birgt wiederum ein gewisses Risikopotenzial. Sollten die Streitigkeiten wider Erwarten doch zunehmen, könnte es mit der guten Stimmung an den Aktienmärkten schnell wieder vorbei sein.
Auch das zweite Thema, das für eine Korrektur gut sein könnte, spielt derzeit bei den Anlegern kaum eine Rolle: die bedrohlich zunehmende Staatsverschuldung der USA. Washington ist mit mehr als 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts mittlerweile hoch verschuldet. Finanzminister Scott Bessent muss inzwischen mehr Geld für Zinszahlungen als für die Verteidigung aufwenden. Durch die dauerhaften Steuersenkungen, die gerade den Senat passiert haben, werden die Miesen weiterwachsen. Denn die Ausgabenkürzungen können die Einnahmeausfälle nur zu einem kleinen Teil ausgleichen. Der wachsende Schuldendienst der USA schränkt den Staat zunehmend ein, zu investieren, was das Wirtschaftswachstum belasten wird.
Unternehmen verdienen mehr
Schließlich schenken die Anleger dem Krieg in der Ukraine und dem Konflikt im Nahen Osten kaum Beachtung. So schlimm das menschliche Elend ist, das dadurch verursacht wird, sind beide Krisenherde wirtschaftlich kaum entscheidend. Sie haben allerdings das Potenzial, die Stimmung an den Aktienmärkten kippen zu lassen. Summa summarum gibt es gute Gründe, die eine Korrektur erwarten lassen.
Es gibt jedoch ebenso überzeugende Argumente für eine Fortsetzung der Aktienrally. Das wichtigste lautet sicherlich, dass die Unternehmensgewinne weiter steigen. Dadurch können die Aktienkurse auch bei unveränderten Bewertungen weiter zulegen. Zwar kühlt sich das Wirtschaftswachstum in den USA voraussichtlich etwas ab, dafür erholt es sich in Europa. Eine positive Konjunktur bietet den besten Nährboden für weiter steigende Unternehmensgewinne.
Unterstützend kommen die gesunkenen Zinsen dazu, zumindest in Europa. Dadurch sinken für die Unternehmen die Kosten für die Fremdfinanzierung. Gleichzeitig verlieren Anleihen bei niedrigeren Zinsen an Attraktivität gegenüber Aktien. Jetzt kommt noch die Fantasie dazu, dass nach der EZB auch die amerikanische Notenbank Fed damit beginnt, ihre Geldpolitik zu lockern.
Schließlich kommt auch noch Unterstützung vom Ölpreis. Ein Fass der Sorte WTI kostet mit weniger als 70 Dollar so wenig wie vor dem Ausbruch des Konflikts im Nahen Osten. Das bedeutet vor allem für Unternehmen, die energieintensiv wirtschaften, eine spürbare Entlastung. Außerdem müssen Verbraucher an der Tankstelle weniger bezahlen. Damit bleibt ihnen mehr Geld für andere Konsumausgaben übrig.
Die 25.000-Euro-Frage
Steht ein Anleger aktuell vor der Frage, beispielsweise 25.000 Euro anzulegen, könnte folgende Aufteilung sinnvoll sein: Rund die Hälfte der liquiden Mittel könnte in Aktien von Unternehmen fließen, die nur geringen Zoll- und Ölrisiken ausgesetzt sind. Zudem sollten sie möglichst wenig konjunktursensibel sein. Aufgrund der unterschiedlichen Bewertungen sollte Europa etwas höher als die USA gewichtet werden.
Um gegen die genannten Risiken gewappnet zu sein, empfiehlt sich bei Edelmetallen ein Anteil von zehn bis 20 Prozent. Gold spielt dabei sicherlich eine dominierende Rolle, es können aber auch andere Edelmetalle beigemischt werden. Das übrige Anlagekapital sollte auf kurz laufende Anleihen und Bargeld entfallen, um bei möglichen Korrekturen preiswerter nachkaufen zu können.
Abschließend sei angemerkt, dass dies keine Anlageberatung darstellt, sondern eine Marketingmitteilung zu Informationszwecken.
Über den Autor: Oliver Zastrow arbeitet als Geschäftsführer bei der Qcoon GmbH in Hamburg. Davor war er unter anderem bei der UBS Europe SE tätig.