Hier ist die Mogelpackung des Monats

Der Inhalt reduziert sich, der Preis steigt sogar leicht: Unterm Strich müssen Verbraucher bei Mogelpackungen mehr Geld für ein Produkt bezahlen. Aktuell müssen Liebhaber von Kaffee-Erzeugnissen auf der Hut sein, wie die Verbraucherzentrale Hamburg aufdeckt.

In diesem Monat bekommen die "3in1 Classic Kaffeesticks" des Unternehmens Jacobs Douwe Egberts (JDL) den Titel "Mogelpackung des Monats" von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen.

Das Produkt enthält nur noch 120 statt 180 Gramm löslichen Kaffee pro Packung - bei gleichbleibender Anzahl von 10 Sticks. Gleichzeitig ist der Preis leicht von 2,69 auf 2,79 Euro gestiegen. Das entspricht bezogen auf das Gewicht einer versteckten Preiserhöhung von 56 Prozent. Zudem stecken in den einzelnen Sticks weniger Kaffee und Zucker, dafür aber mehr Aromen. Auch weitere "3in1"-Produkte von Jacobs wie Caramel beziehungsweise Milka sowie Getränkepulver vom Typ Cappuccino sind betroffen.

Auf Nachfrage der Verbraucherschützer erklärt JDL, dass die angepassten Produkte Teil des "Health & Indulgence Programms" seien. Das Unternehmen begründet die Änderungen mit einer "Produktoptimierung". Man habe den "(…) Zuckergehalt pro Tasse um 30 Prozent sowie die Kalorien senken können – ohne Kompromisse beim Geschmack. Dank unseres neuen Milch-Creamer ist das Pulver ergiebiger und sorgt für das gleiche Geschmackserlebnis. Daraus ergibt sich eine neue Füllmenge (…)".

Verbraucherschützer wenig überzeugt

Laut der VZHH hat der Konzern nicht nur die Füllmenge der "3in1 Classic Sticks" angepasst, sondern auch deren Zusammensetzung. Dabei wurde zwar der prozentuale Anteil an löslichem Bohnenkaffee im Pulver leicht erhöht, doch durch die deutlich geringere Füllmenge enthält ein Stick jetzt weniger Kaffee: Statt 1,44 Gramm sind es nur noch 1,2 Gramm pro Getränk mit 180 Millilitern - das sind immerhin 17 Prozent weniger. Durch diesen Trick spart der Konzern viele Tonnen an teurem Kaffee pro Jahr.

Durch den niedrigeren Kaffeegehalt leidet offenbar das Aroma des fertigen Getränks, vermutet die VZHH. JDE setzt daher nun verstärkt Aromen ein. Einen deutlichen Hinweis auf diese gravierende Änderung sucht man vergebens. Aus Sicht der VZHH müsste das Produkt eindeutig als "aromatisiertes Getränkepulver" gekennzeichnet werden.

Der Zuckergehalt des Instantpulvers steigt laut Nährwerttabelle von 54 auf 56 Prozent pro 100 Gramm. Nur durch die drastisch verringerte Portionsmenge pro Stick kommt es zu der von JDE versprochenen Zuckerreduzierung. Das Gleiche gilt für den Kaloriengehalt, der durch den gestiegenen Anteil an gehärtetem Kokosfett pro 100 Gramm Pulver höher ausfällt.

Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.

Das könnte Ihnen auch gefallen