Bestsellerautorin Jane Gardam ist tot

»Ich wusste einfach, dass ich Schriftstellerin werden würde – es schien das einzig Vernünftige zu sein«: So erklärte Jane Gardam 2005 ihre Berufswahl im Interview mit dem »Guardian« . Es folgte eine späte, aber erfolgreiche Karriere, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckte. Nun ist Gardam im Alter von 96 Jahren gestorben, wie ihr Verleger dem »Guardian« bestätigte .

Ihre schriftstellerische Laufbahn nahm erst Fahrt auf, als das dritte ihrer Kinder eingeschult wurde. Erst dann, mit 43 Jahren, fand Gardam die Ruhe, ihr erstes Buch mit dem Titel »Weit weg von Verona« zu veröffentlichen. »Ich glaube, ich wäre gestorben, wenn es nicht veröffentlicht worden wäre«, sagte sie 2011 rückblickend über ihr Debüt. Sie habe unbedingt mit der Schriftstellerei durchstarten wollen. »Ich war wie besessen.«

Es folgten Kinder- und Jugendbücher sowie diverse Kurzgeschichten. Den Höhepunkt ihres Werks bildet jedoch zweifelsohne die zwischen 2004 und 2013 erschienene Romantrilogie über das Leben des Kronanwalts Edward Feathers und die komplizierte Ehe mit seiner Frau Betty. Die drei Bände (»Ein untadeliger Mann«, »Eine treue Frau« und »Letzte Freunde«) verhalfen Gardam zu internationaler Bekanntheit. Die BBC kürte den ersten Band der Trilogie 2015 zu einem der 100 besten britischen Romane.

Für ihr literarisches Schaffen wurde Gardam mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Whitbread Costa Award sowie dem Booker-Preis. 2009 wurde die Autorin zudem in den Ritterstand erhoben.

»Ein Schatz der englischen Gegenwartsliteratur«

Auch ihre Schriftstellerkollegen brachten Gardam Bewunderung entgegen. So nannte sie Ian McEwan »einen Schatz der englischen Gegenwartsliteratur«. Und die Schriftstellerin Maggie Gee lobte »Ein untadeliger Mann« bei dessen Erscheinen 2004 mit den Worten: »Gardams Texte sprühen vor Energie, Vielfalt und sinnlichem Reichtum. Es ist das Schreiben einer 25-Jährigen mit der Weisheit und Subtilität einer messerscharfen Hundertjährigen.«

Als eines der größten Geschenke empfand die Schriftstellerin, in ihren fiktiven Welten leben zu dürfen, wie sie 2005 im Gespräch mit dem »Guardian« sagte. »Ich glaube, dort geht es mir besser als in der sogenannten realen Welt, die mir ohnehin immer ein bisschen wie eine Fiktion vorkam.«

Autorin Gardam, 2013: Ihre Texte »sprühen vor Energie, Vielfalt und sinnlichem Reichtum«

Foto: Colin McPherson / Corbis / Getty Images

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